Freitag, 30. November 2007

Leserbrief

Herrschaften,
Am gestrigen Tage erreichte mich folgender Leserbrief einer Verehrerin meiner Heimseite:

Fr. Mausi Liebherzl hat gesagt...
Wann schreibens denn mal wieder, Herr Grasmann? Sie sind ja so süß wenn Sie schreiben.
Kussili,
deine Mausi”

Werte Frau Liebherzl,
Hierzu sei zunächst gesagt, daß mein Name Gassmann lautet - Gassmann mit zwei “s” und ohne “r” - nehmen Sie das gefälligst zur Kenntnis, sapperlot. Und „süß“ bin ich zum Donnerwetter auch nicht, was stellen Sie sich da nur vor? Potzblitz und Ungewitter aber auch!

Doch nun zu Ihrer eigentlichen Frage. Seit meiner erfolgreichen Bekämpfung der Müllkriminalität in meiner Straße letztens, konnte ich kaum noch meinen Posten am Dachfenster verlassen, da sich seither offensichtlich die Müllmafia gegen mich verschworen hat, Potzdonner. Mein Vorgarten gleicht einer Müllkippe, da ständig in der Dunkelheit vermummte Halodries auftauchen und Ihren Unrat dort entsorgen. Leider sind diese Unholde in der Dunkelheit kaum zu indendifizieren.

Erschwerend hinzu kommt, daß der Unhold Zubrot seit meiner Enthüllung seines schändlichen Lebenswandels täglich mehrfach an meinem Haus vorbei exerziert und dabei ständigst seinen Mantel öffnet und mir seine Blöße demonstriert. Sie können sich kaum vorstellen, zu welch Bindehaut reizender Pein dies bei mir hernach führt.

Offenbar sind diese Anschläge von organisierter Natur, da jedwedes Gesuch um Hilfe bei den Behörden nicht erhört wurde, da derzeit alle Kräfte offensichtlich anderweitig gebunden sind. Aussagen wie „Jetzt nicht, Herr Gassmann“ oder „Wir haben auch noch anderes zu tun, Herr Gassmann“ sind bei unserer Polizeidienststelle momentan die Regel. Mir schwant, dass andernortens Ablenkungsmanöver inszeniert werden, um die Ordnungskräfte zu binden, Potztausend.

Doch wäre ich nicht der Feldjäger, der ich bin, wenn ich mir nicht selbigst zu helfen wüsste. Zunächst rüstete ich meine Armierung durch ein mit Zielfernrohr bestücktes Hochdruckluftgewehr mit 20-schüssigem Magazin auf und brachte im Vorgarten eine Flutlichtanlage mit Bewegungsmelder an. Heureka, wenn sich des Abends auch nur jemand meinem Grundstück zu nähern sucht, taucht diese die Umgebung meines Hauses in eine sonnenhelle Lichterflut. Einen Strahler richtete ich eigens ins Schlafzimmerfenster dieser unkeuschen Jugendbande von Nummer fünf; mit Sicherheit darf ich annehmen, das diese Sittenstrolche an diesem unsauberen Treiben beteiligt sind.

Erste Erfolge stellten sich natürlich umgehend ein. Da jeder Passant prophylaktisch eine vor den Latz geballert bekam, vorsorglich auch auf der gegenüber liegenden Straßenseite, wurde schon seit über einer Woche nicht einmal mehr ein Papierkügelchen in meinen Vorgarten drapiert. Ich bin sicher, den Angriffgeist dieser Schurken gebrochen zu haben, seit meinem Meisterschuß von vergangenem Wochenende, als ich einem Bierdosen werfenden Mafiosi auf dreißig Meter das Wurfobjekt aus der Hand schoß. Ich werde nun noch den zweiten Tausenderpack Munition aufbrauchen, bevor ich die Überwachung meines Domizils etwas auflockern kann, doch bin ich guter Dinge, die Lage wieder im Griffe zu haben.

Das Problem Zubrot ließ sich übrigens vorgestern beseitigen, als ich im genau richtigen Moment auf das Ende seines „Johannes“ schoß. Den Schuß soll mir mal einer nachmachen, Feurio! Dieser Schmierentyp wird sich nicht nochmals vor meinem Anwesen entblößen.

Sie sehen also, werte Frau Liebherzl, dass ich dieser Tage Prioritäten setzen mußte und meine löbliche Heimseite etwas vernachlässigte. Nun werde ich noch ein Packet Anzeigen erstellen, nur um Sicher zu gehen, und gedenke, daß es hernach wieder etwas ruhiger wird bei Gassmanns.


In diesem Sinne, redlichst
Ihr

Albus Gassmann

Montag, 12. November 2007

Redliche Nachbarschaftshilfe

Herrschaften,
es ist mir ein Anliegen, in meiner Nachbarschaft für Recht und Ordnung zu sorgen, damit zumindest mein Umfeld in redlichem Licht erstrahle. Zu diesem Zwecke habe ich schon vor Zeiten mit der Nachbarschaftswache (zu neudeutsch „Näiborwotsch“) begonnen, um über die Mitbewohner meiner schönen Straße zu wachen. Und nicht ohne Stolz kann ich verzeichnen, daß Bettler, Hausierer und jugendliche Rumtreiber unsere Gegend seit langem meiden.

So saß ich auch dieser Tage wieder mit Feldstecher, Fotoapparat und Luftgewehr bewaffnet früh abends am Dachfenster, als ich gewahr wurde, wie die Müllkriminalität in unserer Straße Einzug hielt, sapperlot. Schräg gegenüber, in der Nummer fünf, wo vergangenes Jahr erst dieses junge Pärchen einzog, die glaube ich bestimmt noch nicht einmal verheiratet sind – sie müssen sich vorstellen, daß dort ständig das Haus mit jungen Leuten voll ist und Musik und Gelächter zu hören sind, nicht auszudenken, was die dort alles treiben, und das fast vor meiner Haustüre und letztens kam sogar ein weiteres Pärchen zu Besuch und man konnte gar nichts mehr hören, noch nicht einmal mehr Licht war in den Fenstern zu sehen, Sodom und Gomorrah, sage ich! – oh, Verzeihung, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, also, der Junge Mann von Nummer fünf brachte gerade den Müll zur Tonne und ich mußte doch rein zufällig bemerken, wie unten am Boden der Mülltüte ein Marmeladenglas hervorlukte. Potzblitz, das weiß doch jedes Kind, daß Glas nicht in den Hausmüll gehört. Sofort machte ich mir einen Vermerk im Wachbuch, dem musste natürlich nachgegangen werden.

Im Schutze der dunklen Nacht machte ich mich dann, vorsorglich in schwarze Kleidung gewandet, auf den Weg zur Nachbarschaftsstreife und nahm mir natürlich zuallererst die Tonne dieser Hallodris zu Gemüte. Nicht nur das Marmeladenglas kam dabei zu Tage, nein, es waren auch noch eine leere Weichspülerflasche und eine eigentlich noch recht gut erhaltene Teetasse, der lediglich ein winzig kleines Eckchen am Rand fehlte, darin. Zur Gemahnung dieses Gesindels und natürlich auch um unseren Hausmüll sauber zu halten, legte ich die Sachen gut sichtbar für alle vor die Haustüre dieses feinen Pärchens.

Da ich nun schon einmal dabei war, überprüfte ich gleich die Tonnen der weiteren Nachbarschaft, denn, wenn nötig, muß man diese Herrschaften auch gelegentlich vor sich selbst beschützen. Gott im Himmel, was ich alles aus den Tonnen fischen musste. Praktisch in jedem Haus musste ich Dinge wie Milchflaschen, Plastikverpackungen, Zeitungen, private Post und sogar Batterien vor die Haustüren stellen.

Oft war es auch äußerst interessant und aufschlußreich, was dieser Nachbarschaftspöbel so alles wegwirft. So waren bei den Grieselbachs in Nummer 17 gleich zwei amtsgerichtliche Mahnungen wegen Zahlungsverzuges im Müll. So kommt also heraus, wie sich diese neureichen Personen Ihre neue, viel gepriesene Einrichtung aus Mahagoniholz leisten konnten. Pah, Blendervolk! Gut sichtbar drapierte ich die beiden Schreiben am Gartenzaun dieser Snobs.

Daß ich bei dem Junggesellen, Herrn Zubrot aus der Nummer 22, zerfledderte Promoheftchen fand, wunderte mich indes nicht einen Augenblick lang. Schon lange vermutete ich, daß er nur ein kleiner Perversling sein könne. Das Beweismaterial requirierte ich vorsorglich, damit keine unbedarften Augen Anstoß daran nehmen konnten und warf dem Sittenstrolchen eine anonyme Nachricht in den Briefkasten, daß Anzeige gegen ihn erstattet wurde.

Als ich mit meiner nachbarschaftlichen Erhebung fertig war, im Osten war schon der erste Lichtschimmer am Horizont zu erkennen, konnte ich mich auf dem Weg nach Hause an meinem nächtlichen Werk erbauen. Überall war Müll vor den Haustüren gut sichtbar für jedermann aufgeschichtet. Nur an meinem Haus, das wieder einmal als strahlendes Beispiel gelten durfte, war alles in sauberstem Zustand. Sollten sich diese Herrschaften ruhig den Kopf darüber zerbrechen, wer ihnen da den Spiegel vors Gesicht hielt, mir konnte man indes nichts vorwerfen, da ich immer gewissenhaft meinen Müll zu trennen pflege.

Vorsorglich, damit meine erzieherische Maßnahme auch fruchten sollte, zeigte ich alle Müllsünder noch unter Hinzugabe von Beweisfotos bei der Gemeindeverwaltung an. Wie jeder weiß, haben saftige Busgelder läuternde Wirkung. Mit dem äußerst guten Gefühl, daß ich meiner Nachbarschaft wieder einmal zu mehr Redlichkeit verholfen habe, legte ich mich dann zur Ruhe, um den Schlaf des Gerechten zu führen. Nachts ist dies ja kaum mehr möglich, wegen des unsäglichen Lärms von den jungen Leuten aus der Nummer fünf, zum Donnerwetter.

Trennen Sie Ihren Müll, Herrschaften! Redlichkeit beginnt schon vor Ihrer Haustüre.


Stets redlichst
Ihr

Albus Gassmann

Dienstag, 6. November 2007

Dem Himmel so nahe

Herrschaften,
vergangenen Sonntag befand ich mich gerade auf dem Kirchgang als ich im Kirchgarten hinter einem Gebüsch zweier ungezogener Bengel gewahr wurde, die ganz offensichtlich mit Verbotenem beschäftigt waren. Warum sonst sollten die Lauser auch hinter einem Gebüsch kauern? Da es schließlich meine Aufgabe ist dem Verruch nachzugehen, pirschte ich mich unbemerkt von hinten an die beiden Hallodris heran und schnappte sie mit einem lauten „Hah!“ am Schlafittchen.

Natürlich versuchten die beiden umgehend zu türmen, doch hielt ich Sie unerbittlich mit eiserner Faust fest und wurde sofort am Geruch gewahr, was hier von statten fand. Die beiden Strolche waren mir schon seit langem als Ministranten bekannt, doch war es mir bisher nie möglich, sie eines Vergehens zu überführen. Doch wusste ich, daß es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis ich sie bei einer Untat ertappen würde, liegt das Hallodritum der Jugend doch im Blute, egal ob bei der Kirche involviert oder nicht, sapperlot. Und heute am Tag des Herrn war es endlich soweit.

Mit geübtem Griff drehte ich die beiden kopfüber und schüttelte den Tascheninhalt auf den Boden. Wie erwartet landeten neben dem Gesangsbuch Streichhölzer, Tabakwaren, etwas Kleingeld und beim einen sogar eine aufgerollte Wurstpelle. Was die Lausbuben von Heute aber auch alles in der Tasche haben, unglaublich. Unsereins hatte früher stets eine Hand voll Steine für die Schleuder und ein paar Murmeln in der Hosentasche, sonntags vielleicht noch eine Brotkrumme. Von solch frevelhaftem Zeugs kein Gedanke, Potzblitz.

Nun, es kam, wie es in solchen Fällen kommen mußte. Ich requirierte das Räucherwerk, sparte dabei nicht mit gut gemeinten Ratschlägen und handfesten Maulschellen und gab zuletzt Gesangsbücher, Kleingeld und Wurstpelle zurück. Der Herr Pfarrer durfte sich diesen Sonntag indes daran erfreuen, daß zwei seiner Meßdiener mit gar engelsgleichen roten Bäckchen gesegnet waren.

Ich werde es mir in Zukunft zur Pflicht machen müssen, schon eine Stunde vor Meßbeginn, die liederlichen Ministranten einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Man kann ja schließlich erwarten, daß zumindest in der Kirche brave Leute zugegen sind. Vor allem um den Altar herum. Ich bin mir sicher, daß mir diese Initiative später einmal gedankt werden wird, führe ich doch diese Buben auf den rechten Weg.

Diesen Sonntag war ich beim Frühschoppen besonders gut gelaunt und genoß den sonnigen Herbst, an einer erbaulichen Cabana paffend, in dem sicheren Bewußtsein, dem Himmel wieder ein gut Stück näher gekommen zu sein. Herrschaften, was ist es schön, seinen Mitmenschen Gutes zu tun. Nehmen Sie sich an mir ein Beispiel!


Mit rechtschaffenem Gruße
Ihr

Albus Gassmann

Donnerstag, 1. November 2007

Monatsumfrage November

Hergehört Herrschaften!
Ein neuer Monat, eine neue Umfrage. Doch lassen Sie mich zunächst die letzte Erhebung auswerten und kommentieren.

Definieren Sie Redlichkeit:
- Ehrlichkeit - 8 Stimmen = 57%
- Flatterhaft - 0 Stimmen = 0%
- Fleißig - 7 Stimmen = 50%
- Konservativ - 3 Stimmen = 21%
- Treu - 9 Stimmen = 64%
- Ehrhaft - 11 Stimmen = 78%
- Rüpelhaft - 2 Stimmen = 14%
- Modern - 3 Stimmen = 21%
- Triebhaft - 3 Stimmen = 21%
- Erhaben - 8 Stimmen = 57%

Wie Sie sehen, wurde Ehrhaft mit 78% gewählt, gefolgt von Treu mit 64% und Ehrlich und Erhaben mit immerhin noch 57%. Man kann daraus also den Rückschluß ziehen, daß die absolute Mehrheit begriffen hat, um was es sich bei Redlichkeit handelt. Sehr schön. Nur wieder der Herr Rindvieh mußte danaben tippen. Wer sonst würde bei Triebhaft und Rüpelhaft sein Kreuzchen setzen? Wie er es fertig brachte, zwei- und dreimal abzustimmen bleibt mir indes ein Rätsel. Doch bin ich sicher, er wird dort, wo er sich jetzt aufhält, dafür büßen müssen, sapperlot.

Nun zur aktuellen Umfrage:

Welchem Spaß frönten Sie zu "Hallo Wien"?

Verstehen Sie den Terminus "Spaß" nun bitte nicht falsch. Er steht für die Pflicht, an deren Ausführung ein redlicher Mensch seinen Spaß hat. Kommen Sie mir nun nicht mit Ihren unreifen Späßchen, zum Donnerwetter. Also, ich möchte von Ihnen erfahren, welcher Pflicht Sie in der vergangenen Hexennacht nachgekommen sind, um Ihre Gegend von dieser unholdigen Narretei sauber zu halten. Um Ihnen, faules Pack, wie Sie sind, die Mühe zu ersparen, ständig dies Brett nach unten drehen zu müssen, habe ich die Umfrage an der Seite links aufgehängt.

Also, Finger waschen, setzen, Bleistift spitzen und anfangen. Sie haben Zeit bis Monatsende. Geben Sie sich gefälligst Mühe.

Redlichst
Ihr

Albus Gassmann