Montag, 29. Oktober 2007

Heinrich Töpfer – Geheime Umtriebe!

Potzblitz Herrschaften,
als ich in der Nacht zum Samstag auf Zivilstreife war, wurde ich vermehrt seltsam gekleideter Jugendlicher gewahr. Sie trugen Hexen- und Zaubererkostüme und benahmen sich auch sonst recht seltsam. Und dies Tage vor dem berüchtigten Hello-Wien-Fest, sehr seltsam. Da dies den Verdachtsmoment zu äußerst geheimnisvollen Handlungen erweckte, heftete ich mich kurz entschlossen an die Fersen dieser nächtlichen Rabauken.

Je näher wir dem vermeintlichen Ziel kamen, um so mehr dieser vermummten Gestalten scharten sich zusammen. Inzwischen musste ich erschreckt feststellen, daß sich sogar jugendliche über dreißig darunter befanden. Erste Hinweise zu konspirativen Umtrieben ließen mir die Haare zu Berge stehen.

Und tatsächlich. Man traf sich mitten in der Nacht in einer Buchhandlung, die unter garstigster Umgehung des Ladenschlußgesetzes geöffnet hatte (Anzeige wurde bereits erstattet). Offensichtlich traf sich hier eine geheime Organisation der angeblich geistigen Elite. Schlimmsten Falls eine Zusammenrottung von rotem Unflat mit umstürzlerischen Motiven.

Eng zusammengepfercht standen diese getarnten Subversiven zwischen den Regalreihen und begannen mit einer sinnlosen Völlerei von Knabberwaren und grüner Limonade. Entsetzt beobachtete ich das Treiben vom südlichen Ende des Schaufensters aus. Gegen Mitternacht kam plötzlich Bewegung in das Treffen. Zunächst konnte ich der Ursache des plötzlichen Tumults nicht gewahr werden. Mutig wechselte ich daher den Standort und begab mich neben die Eingangstüre.

Donner und Doria, wie Schuppen viel es mir von den Augen. Hier wurden offensichtlich im Schutze der Nacht Novizen für einen Geheimbund rekrutiert. Unter einem schwarzen Tuch hervor wurden diese mit einem Buch mit bestimmt äußerst kriminellem Inhalt versorgt. Was anderes als das Ideologienbuch einer kommunistischen Vereinigung konnte dies sein. Alle Heiligen sollten mir beistehen. Das Herz schlug mir bis zur Kehle ob dieser Ungeheuerlichkeit.

Beherzt nahm ich neben dem Eingang Stellung ein und wartete, bis der erste Kutten tragende Soze mit einem Buch den Laden verließ. Bevor er überhaupt richtig ahnen konnte, wie ihm geschah, deckte ich ihn mit einer Batterie Links-/Rechts-Maulschellen ein und riß die rote Bibel an mich. Sogleich startete ich mit dem Beweismaterial unter dem Arm einen schnellen, strategischen Rückzug.

In der Sicherheit meines Schrebergartens begann ich sogleich die Sichtung des Materials und mußte tatsächlich eingestehen, daß es sich um ein sehr geschickt getarntes Werk dunkelster Machart handelte. Als Kinderbuch getarnt, mit dem Titel „Heinrich Töpfer“ (im Originaltext „Harry Potter“) konnte ich selbst nach stundenlangem Studium den Geheimcode nicht entschlüsseln.

Besser ich hätte mir noch einen Drahtzieher dieser Vereinigung geschnappt, dem ich sicherlich mit subtilsten Methoden die Entschlüsselung dieses unheiligen Buches entlockt hätte. So muß ich zunächst ohne nähere Hinweise abwarten und derweilen ein vortreffliches Tässchen Tee trinken. Doch bin ich nun gewarnt und werde diese Heinrich Töpfer Bewegung im Auge behalten, sapperlot.

Herrschaften, sehen Sie sich vor. Mir schwant nichts Gutes. Für sachdienliche Hinweise auf diesen Heinrich Töpfer und seinen Geheimbund bin ich stets dankbar. Doch nehmen Sie sich in Acht vor verdeckten Mitgliedern dieser Sekte. Ich fürchte, unsere Gesellschaft ist schon bis in unsere Grundschulen hinein infiltriert. Selbst der vermeintlich sichere Schoß der Familie scheint nicht länger verschont davor. Potzdonner, ich fürchte um das Abendland.



Dem Bösen auf der Spur
Ihr

Albus Gassmann

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Erstaunliche Erkenntnisse

Werte Herrschaften,
dieser Tage laß ich in der Redlichen Allgemeinen Zeitung einen äußerst interessanten Artikel:

Sensationsfund
r/r DÜSSELDORF. In einem Düsseldorfer Vorort wurde gestern ein sensationeller Fund gemacht. Nach der Explosion der Mülltonne des SPD Ortsbeiratsmitgliedes Herrn A., Geranien- Ecke Petunienweg im Blumenviertel vergangenen Freitag (RAZ berichtete), wurden in dem etwa fünf Meter durchmessenden Krater Überreste einer alten Siedlung entdeckt. Bei vorsichtig erweiterten Grabungen wurde offenbar, dass es sich um ein größeres Gebäude ohne Fenster handelte, in dem sich eine Unzahl verschiedenster Eimer ansammelte. Historiker verschiedener Fakultäten waren sich schnell einig, dass hier das sagenhafte Schilda entdeckt wurde. ... blablabla ... ectpp.


Herrschaften, diese Erkenntnis rückt so manche wundersame Begebenheit im Blumenviertel ins rechte Licht, sapperlot. Wir haben hier wohl den Erben Till Eulenspiegels in persona vor uns und wunderten uns Tag täglich über dessen Eigenarten. Herrn von Klotz wird ein Stein vom Herzen fallen, wenn er davon erfährt. Liegen doch darin alle Erklärungen für sein bisheriges Scheitern in der Bekehrung seines Nachbarn zu einem redlichen Menschen – einmal abgesehen davon, dass man einen garstigen Sozen eh nicht mehr eines Besseren belehren kann, wie die Erfahrung lehrt.

Und wieder sind wir um eine Erkenntnis mehr reicher geworden, Herrschaften: Halten Sie sich von garstigen Sozen fern. Auch diese werden kein Licht in ein dunkles Rathaus bringen, Potzblitz.

Werden Sie redlich!
Ihr

Albus Gassmann

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Gartenwettbewerb fast gewonnen

Werte Herrschaften,
auch ich leiste mir als redlichen Ausgleich zum Alltagsleben einen kleinen Schrebergarten, durch den ich mich äußerst erbaulicher Erholung hingebe. Nun war es dieser Tage so, daß in unserem Gartenbauverein „Heckenblick 1903 e.V.“ einem Brauch zufolge ein Wettbewerb stattfand, wer denn den schönsten Garten habe.
Das war selbstverständlichst meine Wenigkeit, doch mußte ich dies noch den Juroren vermitteln.

Nun war dieser Tage der Tag, daß die Bewertungen vergeben werden sollten. Stolz führte ich die Schürie zunächst an der Gemarkung meines Schrebergärtchens entlang, damit sie den dichten Efeubewuchs würdigen konnte, der die S-Drahtrollen auf der Umzäunung annähernd gänzlich zudeckte. Unglücklicher Weise bekam bei dieser Gelegenheit die Protokollantin Frau Schubermüller einen 20.000-Voltstoß, da sie sich ungeschickter Weise am Maschendraht des Zaunes festhielt, Potzblitz. Zum Glück handelte es sich bei dieser Dame um eine Roßnatur, weswegen wir schon nach kurzminütiger Unterbrechung die Begehung fortsetzen konnten.

Über die kleine Zugbrückenschleuse, die über den mit blühendem Stachelginster bewachsenen Graben führt, gelangten wir ins Innere meiner prächtigen Grünanlage. Folgender erster Anblick bot sich hier zur Erläuterung. Umwachsen von einer äußerst beeindruckenden Rosenhecke erstreckte sich eine Grünfläche von mit Giftsumach bewachsenen Panzersperren unterbrochen. In deren Zentrum befand sich meine kleine mit Sandsäcken und weiteren S-Drahtrollen abgesicherte Gartenlaube. Selbige war mit bunt bepflanzten Blumenbeeten (Drachenwurz, Eisenhut, Goldmohn und Kaiserkronen) umgeben. Zwischen den begrünten Panzersperren schlängelte sich gemütlich ein mit Kies ausgelegter und von süßen Leberblümchen und Pfaffenhütchensträuchern gesäumter schmaler Pfad zu eben jener Laube. Heureka, welch erbaulicher Anblick.

Voller Bescheidenheit wollte ich gerade auf das durch Liguster getarnte MG-Nest neben dem Eingangsbereich aufmerksam machen, als die ungeschickte Protokollantin, wahrscheinlich durch übermäßige Neugierde angetrieben, tollpatschig staksend den Pfad verließ und postwendend in eine meiner bestens getarnten Fallgruben abstürzte, zum Donnerwetter. Glücklicherweise befanden sich im Eingangsbereich noch keine tiefen, mit Pfählen ausgestatteten Gruben, sonst hätte dieser Vorfall peinlich enden können. Durch den daraus resultierenden Tumult stolperte der zweite Vorsitzende Herr Ammerschläger ungeschickt in mein Brennnesselbeet und verließ, nachdem er sich fluchend wieder aufrichtete, greinend meinen Garten. Die übrigen drei Herren tuschelten hinter vorgehaltener Hand, während ich der Frau Schubermüller eine hilfreiche Hand hinabreichte und diese mit einem beherzten Ruck aus der Grube beförderte.

Leider berechnete ich meine kraftvolle Bewegung falsch, wodurch die Dame voll des Schwungs mit dem zweiten Schriftführer Herrn Muschelbach zusammenstieß und beide polternd durch etliche Dornengewächse hindurchstolperten. Sapperlot, da gingen Wochen liebevoller Hegearbeit dahin. Beide waren hernach offensichtlich etwas desorientiert, da sie ohne anzuhalten durch die Schleuse ebenfalls mein Grundstück verließen. Der erste Vorsitzende Herr Muntz meinte nun wohl, mit der verbliebenen Rumpfmannschaft, die nunmehr er und der Beisitzer Herr Kimpelwitz ausmachten, keine gerechte Bewertung mehr vornehmen zu können und verließ mit den Worten „Sie werden noch von uns hören“ ebenfalls den Schrebergarten.

Leider vergaßen sie mich offensichtlich dann doch noch, denn am Abend erhielt der Herr Rosenblum an meiner Stelle den Preis. Himmel, Arm und Wolkenbruch, kaum zu glauben, mit seinen langweiligen Stiefmütterchen und Birnbäumchen, pah. Sehr schade, gerne hätte ich der Schürie noch den Teich hinter meiner Laube mit den niedlichen, kleinen Amazonasfischchen gezeigt, wären die Herren und die Dame nicht dermaßen und ohnegleichen ungeschickt gewesen. Nun denn, sicher werde ich den Preis im kommenden Jahr ergattern. Bis dahin werden mir bestimmtens noch einige raffiniertere Bepflanzungen einfallen, mit welchigen ich den staunenden Juroren mit allergrößter Bestimmtheit den Preis abringen kann.


Mit dem grünen Daumen grüßend
Ihr

Albus Gassmann

Freitag, 12. Oktober 2007

Die redliche Haferflocke

Herrschaften,
wer kennt Sie nicht, die redliche Haferflocke, die schon Generationen von Kindern hin und wieder ein leckeres Frühstück bescherte, wenn diese mal ausnahmsweise besonders brav waren. Wer, außer dem heutigen jugendlichen Unflat, erinnert sich nicht mehr des zart schmelzenden Geschmacks des gezuckerten Haferschleims mit Milch? An das anschließende Ausschlecken des Tellers oder der Tasse, um ja kein Fitzelchen des Hochgenusses übrig zu lassen?

Doch, werte Herrschaften, wie alles, das einst gut war, wird nun auch die nahrhafte Haferflocke von der Schnellessen-Industrie ins Abseits gedrängt. Scheinbar unaufhaltsam erobern Kornfläcks, Schokopopps und Honiggrispies den Frühstückstisch unserer Jugend. Und da wundert man sich noch, daß aus diesen Hallodris heutzutage nichts mehr wird. Wie denn auch, wenn sie noch nicht einmal mehr ein vernünftiges Frühstück erhalten?!

Diese mit Luft aufgepumpten Mogelstückchen haben nämlich die Eigenschaft, einem ein Sättigkeitsgefühl vorzugaukeln und fallen just in dem Moment in sich zusammen, wenn der Organismus Leistung erbringen soll. Die Folge sind müde und faule Halbwüchsige, die sich lustlos in der Schulbank lümmeln. Potzblitz, das kommt bei einer antiautoritären Erziehung heraus! Nicht einmal ein ordentliches Wurstbrot bekommen diese armen Kinder. Nein, es ist bequemer, eine Schüssel mit federleichten Cerealien (bei Gott, was hasse ich dieses Wort!) hinzustellen. Ein Teller schmack- und nahrhafter Hafergrütze indes weiß den Körper mit wertvollen und notwendigen Energien zu versorgen.

Herrschaften, sie sehen, daß die Redlichkeit schon mit dem Frühstück ihren Anfang nimmt. Lassen Sie ab, von all den neumodischen Leifsteilprodukten und halten sie sich an das althergebrachte, das schon zu Großmutters Zeiten nur stramme Burschen zu Tage förderte. Essen sie wieder mehr Haferflocken und sie machen den ersten Schritt in die richtige Richtung.


Setzen und Essen fassen!

Mahlzeit!

Sonntag, 7. Oktober 2007

Vom Fall des Bruder Aloisius

Woher kommt Streit und Krieg unter euch? Kommt's nicht daher: aus euren Wollüsten, die da streiten in euren Gliedern?
NT, Jakobus.4.1.


Herrschaften,
der Leibhaftige sucht seine Opfer oft unter den redlichsten von uns und wird bei den schwachen fündig. So auch bei dem einst stand- und wehrhaften Bruder Aloisius. Dieses einstige Standbild gottesfürchtiger Ehrhaftigkeit geriet in den Sog des Unsagbaren und verlor sich darin.

Doch wo sollen wir die Schuld am Niedergang dieses einst vortrefflichen Gottesmannes suchen? Bei uns? Niemals! In der Gesellschaft? Eher nicht. Bei Ihm? Vielleicht. Doch wo sonst noch? Ich will es ihnen verraten, verehrte Herrschaften: Beim Weibe!

Wie lange der gefallene Herr Alois sein zwielichtiges Doppelleben führte ist nicht zu rekonstruieren. Die Abgründe müssen gewaltig sein, doch spielte ein Weib mit seinen zweifelhaften Lockungen eine zentrale Rolle. Das Weib Ingrid Riwa (Name geändert). Geschickt legte die Abgesandte des Gehörnten Schlinge für Schlinge um den unschuldigen Hals des Mönchlein und zog zur rechten Zeit mit Hilfe des Unholden Igne-Rivus (Name nicht geändert) unbarmherzig zu.

Es kam, wie es kommen musste und der Bruder verließ in Schande die sicheren Mauern seines Klosters. Alle Schuld von sich weißend, hängt der arme Verirrte noch immer an den Lippen dieses Teufelsweibes und sucht Vergebung in der Pilgerfahrt, die ihn ohne Erkenntnis doch nur weiter in die Irre führen muß.

Bildlich darstellen lässt sich der Wandel des Herrn Alois auch darin, wie vehement er Hilfe reichende Hände von sich schlägt. Meine Wenigkeit höchst persönlich unterbreitete ihm ein Angebot, das ihn flugs wieder auf den Weg des Ehrbaren hätte bringen können. Doch in all seiner Verblendung trat und spuckte er nur nach mir. Wie äußerst unwürdig. Doch will ich ihm nichts nachtragen, weiß ich doch, wo der eigentliche Quell des Übels liegt.

Werte Herren, geben sie Acht, wenn die Lockungen des Weibes nach ihnen greifen. Wappnen sie sich vor dieser unweigerlich aufkommenden Konfrontation. Nur die Reinheit des Herzens und keuche Enthaltsamkeit bis in die Ehe hinein lassen uns dem Satan widerstehen und leiten uns den Weg in Glückseligkeit. Sagen Sie „Nein“ zur Spaßunzucht! Wohin dies zu führen vermag, sehen Sie am unrühmlichen Fall des Klosterbruders Aloisius.

Lassen Sie uns gerade stehen und für den Herrn Alois beten:

„Herr, hilf deinem Schaf Aloisius aus seiner dunklen Nacht und laß ihn den Weg zurück zur Redlichkeit finden. Amen.“

Und nun gehen Sie hin in Redlichkeit und lassen Sie die Hände aus den Hosentaschen!


Entsetzt doch standhaft
Ihr

Albus Gassmann

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Neue Monatsumfrage

Nachdem die letzte Umfrage mit erstaunlich reger Teilnahme und einem ausgezeichneten Ergebnis aufwarten konnte (52% der Leser sind redlich!), entschloß ich mich, die Befragung der Rekruten weiterzuführen.
Ihre neue Aufgabe für diesen Monat lautet:

Definieren Sie Redlichkeit!

Eine Mehrfachwahl ist bei dieser Umfrage erlaubt und wünschenswert. Die Umfrage befindet sich am Ende dieser Seite. Begeben Sie sich sofort dorthin und beginnen Sie mit dieser Aufgabe. Sprung auf, Marsch, Marsch! Für jede Fehlwahl sind zehn Liegestütze fällig, Herrschaften. Strengen Sie sich also gefälligst an! Sie haben Zeit bis Monatsende.

Montag, 1. Oktober 2007

Arztbesuch

Werte Herrschaften,
wie es das Alter mit sich bringt, mußte ich mich dieser Tage einer sogenannten Vorsorgeuntersuchung unterziehen. Zu diesem Zwecke fand ich mich stocknüchtern am frühen Morgen bei dem Herrn Doktor Reckthal ein. Es handelte sich um eine, nun ähm, etwas unangenehme Art der "vorbeugenden" Untersuchung. Wie auch immer, ich befand mich also bäuchlinks auf einer Untersuchungsliege und mir sollte gerade etwas ins Anal einfahren, da fuhr es mit einem mächtigen Laut aus mir heraus. In Erwartung dieser lästigen Untersuchung, hatte ich am Abend zuvor nämlich noch einmal deftig gespeist und mir eine pfälzische Spezialität gegönnt. Mein Eheweib gredenzte mir Leberknödel mit Sauerkraut und Kartoffelpüree mit einer raffinierten Zwiebelsauce. Ebendies tat sich zu diesem Zeitpunkt kund.

Zunächst blickte ich verwundert der jungen Lernschwester nach, die plötzlich mit veränderter Gesichtsfarbe eilendst den Raum verließ. Nur kurz später wurde ich mit kennerischer Miene des Grundes hierzu gewahr. Nicht ohne Stolz durfte ich fetsstellen, daß meine Flatulenz mit aller Bescheidenheit einer 9,2 würdig war. Leise murmelnd führte der Herr Doktor mit seiner verbleibenden Schwester die Untersuchung fort. Woher die beiden plötzlich einen Mundschutz hatten, blieb mir indes ein Rätsel.Bei weiterer Tätigkeit mußte die Untersuchung des öfteren kurz ruhen. Schmunzelnd nahm ich zur Kenntnis, daß ich mich der 9,5 Marke näherte. Doktor Reckthal versicherte sich besorgt bei mir, ob ich denn auch wirklich nüchtern sei und ich bestätigte, keinen Tropfen angefaßt zu haben. Doch bat ich darum, daß die Schwester das gerade geöffnete Fenster wieder schließen solle, da es meinem entblößten, verlängertem Rücken ziehe.

Nachdem jene meiner Aufforderung gefolgt war, verließ sie mit schnippischem Tonfall den Raum, um angeblich nach der vermißten Lernschwester sehen zu wollen. Faules Personal, überall! Selbst ein Arzt vom Formate eines Doktor Reckthal fällt es heute offenbar immer schwerer, integres Personal zu finden, sapperlot. Da der arme Herr nun alles alleine machen mußte, begann er leicht zu transpirieren und fuhr leise fluchend mit der Untersuchung fort. Doch arbeitete er nun zu meiner Freude mit erhöhtem Tempo, was natürlich meinen Winden vermehrt freien Lauf gewährte. Als ich gerade erfreut feststellte, mich einer 9,7 zu nähern, wurde ich eines kurzen, pieksenden Schmerzes an meinem Hinterteil gewahr. Das letzte, woran ich mich hernach noch erinnern konnte, war der blasse Herr Doktor mit einer tropfenden Spritze in der Hand. Offenbar ging die Untersuchung in ein weiteres Stadium über.

Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich alleine, leicht fröstelnd in einem zugigen Raum. Überhaupt war es sehr still in der Praxis. Ich hatte wohl etwas lange geschlafen und die Belegschaft war bereits im kaum verdienten Feierabend. Auf dem Weg zum Ausgang fand ich den Herrn Doktor auf einem Stuhl am Fenster sitzend und mich mit fahrigen Bewegungen heranwinkend. Er reichte mir kommentarlos mein Untersuchungsergebnis und wünschte mir einen schönen Tag. Ach, und ich solle bitte das nächste Mal einen anderen Arzt konsultieren, da er erwäge, sich in den Ruhestand zu begeben. Schade, welch ein sympathischer Arzt da doch ging.

Mein Ergebnis indes war erfreulicher Natur. Mir wurde eine hervorragende Verdauung und eine Bärennatur konstatiert. Eine deutsche Eiche, wie sie im Buche steht eben. Da sieht man wieder einmal, wie gesund die pfälzische Kost doch ist.