Dienstag, 26. Februar 2008

Schön Wetter Raudis

Herrschaften,
es ist kaum zu glauben, welch Abgründe sich auftun, wenn das Klima sich dem Frühling zuwendet, doch habe ich es selbst erlebt und sah umgehenden Handlungsbedarf.

So geschehen am vergangenen Wochenende, als sich das Wetter zu einer einzigen Orgie des Wohlbefindens steigerte und die Bevölkerung zu meinem Leidwesen in die Natur strömte. So wurde ich nämlich durch Scharen laut plappernder und lärmender Menschen bei meinem alltäglichen Waldspaziergang aufs ärgste in meinem Wohlergehen bedrängt, sapperlot. Eine regelrechte Massenhysterie von Landfriedensbruch. Leider hatte ich just an diesem Tage meinen Strafanzeigenblock nicht frisch befüllt, weswegen ich schon nach der fünften Anzeige quasi unbewaffnet vor dem lärmenden Pöbel stand, Kreuzdonnerwetter aber auch!

Um meines Friedens Willen wählte ich fortan abgelegene Pfade durch die Flora unseres Naherholungsgebietes und freute mich gerade wieder an der Pracht der Natur, als das Verhängnis erneut nach mir griff. Im Affenzahn rasten jugendliche Hallodris auf ihren geländetauglichen Bergfahrrädern in meinem Rücken heran, so daß ich nur noch durch einen beherzten Sprung ins Unterholz einer schweren Verletzung entgehen konnte. Laut fluchend hatte ich mich gerade wieder erhoben und begann verschiedene Anhänglichkeiten des Waldbodens von meinem Jackett abzuklopfen, als ich durch eine erneute Attacke Bergrad fahrender Unholde sprunghaft in Deckung gezwungen wurde. Potzblitz und Kanonendonner!

Sofort schlug bei mir der Instinkt des lang gedienten Kämpen an und ich verblieb zunächst in der Deckung, um die Lage vorerst zu erkunden. So konnte ich recht schnell feststellen, daß im Abstand von einer bis zu sieben Minuten Überfälle verschieden starker Radtrupps stattfanden. Schnell war ich mir darüber im Klaren, daß ich mich in einer äußerst prekären Situation befand, die Gefahren für Leib und Leben hervorbrachte. Und schon reifte in mir ein Plan, wie dieser Gefahr zu begegnen sei. Nicht zuletzt nur zu meinem eigenen Nutzen, denn schließlich und letztendlich mußte man natürlich auch all die anderen friedlichen Fußgänger in der freien Natur vor dieser aggressiven Bedrohung schützen.

Sogleich machte ich mich an die Aufgabe und sammelte meterlange Aststücke von einem Durchmesser nicht unter drei Zentimetern und verteilte diese auf einer Strecke von fünfzig Metern am südlichen Rande des Pfades entlang. Sodann begab ich mich an den Anfang dieser Strecke lauernd in Deckung, wobei mir zugute kam, daß ich in Wald und Flur immer in tarnenden Grün- und Brauntönen gekleidet bin, wodurch die nächste Bande von Fahrradschurken meiner erst viel zu spät angesichtig wurde. Wieselflink hatte ich sogleich den ersten beiden Unholden jeweils einen Holzprügel durch die Felgen der Vorderräder gefeuert, daß es im wahrsten Sinne des Wortes nur so krachte. Jeder Chance einer Reaktion beraubt, krachten die beiden hinterher kommenden Bergradterroristen in das bereits entstandene Blech- und Menschenknäul und verwirrten dieses umso mehr.

Behände eilte ich nun etwa zwanzig Meter den Pfad zurück und konnte mich gerade noch rechtzeitig der nächsten Radheinis auf gleicher Art und Weise erwehren. In kürzester Zeit konnte ich so die geplante Strecke in einen Kordon von ineinander verschachtelten Drahteseltrümmern hüllen, so daß es nacheilenden Truppen unmöglich gemacht wurde, diese zu umgehen. Mit einem heiteren Horrido auf den Lippen passierte ich diesen Wust an dümmlich blickendem, jugendlichem Unflat und konnte meines Leibes und Lebens wieder sicher meinen Weg fortsetzen.

In urbanen Gefilden zurückgekehrt, vergaß ich natürlich nicht meine Pflicht der Allgemeinheit gegenüber und versorgte mich umgehen mit neuem Schreibmaterial, womit ich vorsorglich gleich mehrere Strafanzeigen gegen unbekannte Bergradfahrer erstellte. Als ich diese bei der Polizei einreichte, konnte ich gerade noch mitbekommen, daß in eben diesem bewußten Waldabschnitt ein Stöcke schwingender Unhold sein Unwesen trieb. Im Stillen beglückwünschte ich mich für mein schnelles Eingreifen, wodurch ich diesem Psychopathen wahrscheinlich nur knapp entgehen konnte, sapperlot.

In diesem Sinne ein frühlingshaftes Waidmanns Heil
Ihr

Albus Gassmann

Mittwoch, 20. Februar 2008

Beschwingende Weisen

Herrschaften,
da es mir dieser Tage immer beschwerlicher wird, durch meines Vetters Anwesenheit, sowie seiner frechen, unverfrohrenen Art, gönne ich Ihnen und vor allem mir heute etwas leichte Zerstreuung.

Am besten, Sie marschieren auf der Stelle tretend mit, während diese beschwingliche, gewichtslosen Weisen Sie um bestimmt zehn Jahre jünger werden lassen. Heureka, ich spüre eine Leichtigkeit in den Knochen, beim Erspüren dieses luftigen Taktgefüges, wie ich sie zum letzten Male beim Erstürmen der Heldrunger Wasserburg Anno 98 wahrnehmen durfte. Damals wußte ich auf dem Wasserweg den Torturm im Handstreiche zu nehmen, Horrido!

Doch lassen Sie sich nicht lange von mir hinhalten und ergötzen Sie sich weidlich an dieser göttlichen Komposition.



Kreuzdonnerwetter, wer nun noch auf dem Stuhle hockt, der hat keinen Takt im Kreuz und sollte den Taktstock zu spüren bekommen.

Mit musikalischem Gruße
Ihr

Albus Gassmann

Montag, 18. Februar 2008

Der tönende Soldat Hoimar von Gassmann

Ich muß mich entschuldigen. Leider kam ich kaum dazu, mich hier zu äußern. Ach was, ich muß mich eigentlich nicht entschuldigen, denn ein Mann meines Standes hat dies nicht nötig. Aber ich möchte eben den Anstand wahren und so tun als ob. Seit zwei Wochen träume ich schlecht. Geradezu diabolische Fratzen aus meiner Vergangenheit holen mich da ein. Begonnen hat alles, als ich vor etwas mehr als zwei Wochen las, daß Dr. Stankenfrein im zarten Alter von 88 Jahren verstarb. Ich sollte ausführen, was es mit diesem Menschen auf sich hatte.

Als ich noch ein junger Soldat war, da war Stankenfrein Stabsarzt und nebenbei Spezialist beim Überführen von sogenannten Simulanten. Da man als junger Mensch zuweilen wenig Freude am Marschieren und Herunterleiern von Hymnen hat, machte man sich einen Sport daraus, Wehwehchen auskurieren zu wollen. Hartnäckige Krankenfälle wurde umgehend zu Stankenfrein überführt. Ich ließ mich mit einem akuten Rheumaschub einliefern und traf auf dort auf viele Leidensgenossen.

Stankenfreins Therapiemethoden waren nicht sehr kompliziert. Strengste Diät, Klistiere, Magen auspumpen und Abführmittel. Damit, so meinte er, würde er die todkranken Simulanten schon wieder zum Marschieren bringen. Neben mir lag einer, der behauptete, er hätte einen plötzlichen Bandscheibenvorfall bekommen. Stankenfrein verschrieb ihm täglich strengste Diät und drei Klistiere. Ein besonders hartnäckiger Fall hielt es bereits vier Wochen bei Stankenfrein aus. Er hätte schmerzende Schultern, die es ihn unmöglich machen würde, zurück ins Glied zu rücken. Stankenfrein verschrieb ihm tägliches Auspumpen und zeitgleiches Klistieren. Nachts ließ er den schwerkranken Patienten in nasskalte Laken wickeln. Ich wurde mir Abführmittelchen und strenger Diät auf Vordermann gebracht. In der zweiten Woche verpaßte er mir Klistiere.

Die Patienten untereinander pflegten ein freundschaftliches Verhältnis. Wir teilten alles. Und hätten wir etwas zu essen gehabt, wir hätten es sicherlich auch geteilt. Als mein Bettnachbar sichtbar abmagerte und bald darauf starb, teilten wir uns auch seine Habe. Stankenfrein machte sich nichts aus Abgängen ins Jenseits. Er sah darin die Faulheit des Soldaten, weil dieser einfach die Flucht ergriff. Luft war das einzige, was unsere Mägen füllte und wir blähten den ganzen lieben Tag. Wir konnten uns schon an der Tonlage der Blähung erkennen. Mir gelang es, das Morsealphabet zu blähen, so daß ich mit meinem Bettnachbar vis-a-vis, der Funker war, interessante Nachgespräche führen konnte. Einmal blähte ich ihm aus Goethes Faust vor und er applaudierte in den höchsten Tönen.

Sonntags kam der Herr Pfarrer in die Krankenstation, hielt eine herzergreifende Predigt und mahnte: "Ihr Lumpenhunde, nehmt den Platz ein, der Euch zusteht. Ihr müßt gesund werden wollen. Der arme Herr Doktor plagt sich dermaßen mit Euch und Ihr dankt es ihm damit, noch weiter hier liegen zu wollen." Danach gab es immer feinen Entenbraten, der sofort nach dem Verspeisen wieder ausgepumpt wurde. Klistiere waren am Tage des Herrn verboten.

Nach drei Wochen war ich dermaße abgemagert, daß ich dem Herrn Doktor meldete, mich nun endlich erholt zu haben. Ich gab ihm dankend die Hand und nannte ihn meinen Retter. Nie wieder plagte mich das Rheuma. Schnell vergaß ich die Stunden der Genesung und erst vor zwei Wochen erinnerte ich mich wieder an die Zustände von damals. Sogar das blähen habe ich wieder übernommen und in Gassmanns Wellblechhütte (mehr ist es ja im Grunde nicht) riecht es gar seltsam. Meine Darmwinde erfülle das moribunde Haus mit Leben. Aber ich schlafe schlecht, sehe immer wieder Dr. Stankenfrein vor mir, wie er Klistiere ansetzt. Ich denke, ich werde morgen diesen Pfaffen Aloisius aufsuchen, und mit ihm meine Seelenqualen durchforsten. Ob er mir helfen kann? Alleine mir fehlt der Glaube.

Montag, 4. Februar 2008

Monatsumfrage Februar

Herrschaften,
ich muß schon sagen, daß sie sich bei der letzten Umfrage im Januar redlich bemüht haben. Immerhin haben 21 Personen den Weg zur Wahlurne gefunden. Es wird langsam, sapperlot. Was jedoch inakzeptabel ist, sind magere 9%, die für die Monarchie gestimmt haben! da können auch die 3%, die für einen Gottesstaat waren, nichts mehr beschönigen. Beschämend, ja schon perfide, empfinde ich die 5% Anarchisten! Zum Donnerwetter, wenn ich die Burschen in die Finger bekomme. Der Rest steht für die üblichen Fuseleien und darf getrost ignoriert werden. Herrschaften, ich sehe schon, es gibt noch viel Arbeit auf dem Weg zur Verredlichisierung des Internetzes.

Doch papperlapapp. Heute möchte ich wissen, wie Ihnen eigentlich mein Exerzierplatz gefällt. Da ich stets ein offenes Ohr für Kritik habe, werde ich dem Ergebnis entsprechend natürlich ein paar Änderungen nach Ihrem Gusto in Betracht ziehen. Also, Herrschaften, wohlauf und den Bleistift gespitzt.

Mit redlichem Gruße
Ihr

Albus Gassmann

Sonntag, 3. Februar 2008

Vor dem Höllentor

Lieber Vetter Gassmann, ich bin enttäuscht. Ich muss es Ihnen so deutlich mitteilen, auch wenn Sie es als Undank verstehen werden. Als Sie mich gestern vom Bahnhof abholten, da nahm mein Unglück seinen Lauf. Zunächst boten Sie mir ein familiäres Du an, welches ich nicht über die Zunge bringen kann. Gassmann, ich bin doch kein Irgendwer; man duzt nicht, nur weil die jeweiligen Eltern ein verwandtschaftliches Verhältnis hatten, welches denen vielleicht selbst mißfallen hat. Zudem scheinen Sie ein außerordentlich ungepflegter Mann zu sein. Ich muß gestehen, dass ich eine ganze Weile der Ansicht war, Sie seien der Knecht der Gassmanns. Als Sie dann die Dame des Hauses küßten, war ich sichtlich schockiert. Nach und nach dämmerte es mir.

Dies ist ein weiterer Punkt: Sie haben gar kein Personal! Wohl sind Sie einer von diesen Gleichmachern, die es nicht ertragen können, wenn jemand für sie arbeitet. Gerade so, als ob jeder Mensch gleich viel Wert hätte. Als ich erfuhr, daß Ihre morsche Gattin selbst kocht, ist mir der Hunger schnell vergangen. Ich bin entrüstet, dass Sie mir diesen Mißstand nicht schon brieflich mitteilten. Personal gehört in ein Haus und ich sehe nicht ein, dass ich meine Schuhe selbst putzen muß. Ich hoffe, Ihre Gattin wird mir diese Aufgabe abnehmen. Oder Sie?

Gassmann, ich würde gerne ehrlich sein, denn ich kann mich einfach nicht weiter zügeln. Die von Ihnen versprochenen Räume sind bestenfalls Abstellkammern. Nein, ich will konkretisieren: Es ist eine einzige Abstellkammer, denn Sie haben mir ja nur einen sogenannten Raum bereitgestellt. Die Einrichtung ist geschmacklos, die abgestellten Bücher bestenfalls Brennmaterial. Ich habe gestern bereits begonnen, diese widerlichen Foliobände zum Thema "Eisenbahn" zu verfeuern. Außerdem möchte ich Sie darum bitten, mir ein neues Bett zu kaufen. Das bereitgestellte Exemplar dürfte bereits im Dreißigjährigen Krieg Verwendung gefunden haben.

Ich sehe mich zugleich dazu gedrängt, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass mir Ihre Gattin bereits jetzt schöne Augen gemacht hat. Schon nach einem halben Tag hat sie meine Klasse erkannt. Keine Sorge, ich werde mich nicht dazu herablassen, mit einer "Dame" zu schlafen, die sich noch an die Zeiten erinnert, in denen es keinen elektrischen Strom gab. Da bin ich wahrlich Besseres gewohnt. Doch werde ich mir die Gelüste Ihrer Gattin sicherlich zunutze machen können. Morgen wird Sie mit mir meine Sammlung frivoler Postkartenmotive begutachten und danach wird sie mir mein Lieblingsessen auftischen. Ach, sie muß ja schrecklich vernachlässigt werden von Ihnen.

Gassmann, ich bin Ihnen ja dankbar, wenn auch nicht grenzenlos. Aber so können wir unmöglich 10, 15 Jahre durchhalten. Ich erstelle daher in Kürze einen Reformplan, der dringend umgesetzt werden muß. Weigern Sie sich, so werden Sie mich nicht sehr lange als Gast haben dürfen. Ich stehe bereits jetzt in Verhandlung mit meinem Vetter Baldrian, der ein kleines Schlößchen sein eigen nennen darf. Ach ja, lieber Vetter, bevor ich es vergessen: Ich bitte Sie abschließend dringend, mich zwischen Ihnen und Ihrer Gattin schlafen zu lassen, bis das neue Bett eingetroffen ist.

Fügen Sie sich nur, dann werden wir eine liebreizende Familie abgeben. Noch stehe ich vor dem Höllentor, ich werde die Hölle aber nicht betreten. Ich gebe Ihnen alle Chancen, Ihre Frechheiten zu bereinigen. Lassen Sie diese Chancen nicht verstreichen.