Sonntag, 3. Februar 2008

Vor dem Höllentor

Lieber Vetter Gassmann, ich bin enttäuscht. Ich muss es Ihnen so deutlich mitteilen, auch wenn Sie es als Undank verstehen werden. Als Sie mich gestern vom Bahnhof abholten, da nahm mein Unglück seinen Lauf. Zunächst boten Sie mir ein familiäres Du an, welches ich nicht über die Zunge bringen kann. Gassmann, ich bin doch kein Irgendwer; man duzt nicht, nur weil die jeweiligen Eltern ein verwandtschaftliches Verhältnis hatten, welches denen vielleicht selbst mißfallen hat. Zudem scheinen Sie ein außerordentlich ungepflegter Mann zu sein. Ich muß gestehen, dass ich eine ganze Weile der Ansicht war, Sie seien der Knecht der Gassmanns. Als Sie dann die Dame des Hauses küßten, war ich sichtlich schockiert. Nach und nach dämmerte es mir.

Dies ist ein weiterer Punkt: Sie haben gar kein Personal! Wohl sind Sie einer von diesen Gleichmachern, die es nicht ertragen können, wenn jemand für sie arbeitet. Gerade so, als ob jeder Mensch gleich viel Wert hätte. Als ich erfuhr, daß Ihre morsche Gattin selbst kocht, ist mir der Hunger schnell vergangen. Ich bin entrüstet, dass Sie mir diesen Mißstand nicht schon brieflich mitteilten. Personal gehört in ein Haus und ich sehe nicht ein, dass ich meine Schuhe selbst putzen muß. Ich hoffe, Ihre Gattin wird mir diese Aufgabe abnehmen. Oder Sie?

Gassmann, ich würde gerne ehrlich sein, denn ich kann mich einfach nicht weiter zügeln. Die von Ihnen versprochenen Räume sind bestenfalls Abstellkammern. Nein, ich will konkretisieren: Es ist eine einzige Abstellkammer, denn Sie haben mir ja nur einen sogenannten Raum bereitgestellt. Die Einrichtung ist geschmacklos, die abgestellten Bücher bestenfalls Brennmaterial. Ich habe gestern bereits begonnen, diese widerlichen Foliobände zum Thema "Eisenbahn" zu verfeuern. Außerdem möchte ich Sie darum bitten, mir ein neues Bett zu kaufen. Das bereitgestellte Exemplar dürfte bereits im Dreißigjährigen Krieg Verwendung gefunden haben.

Ich sehe mich zugleich dazu gedrängt, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass mir Ihre Gattin bereits jetzt schöne Augen gemacht hat. Schon nach einem halben Tag hat sie meine Klasse erkannt. Keine Sorge, ich werde mich nicht dazu herablassen, mit einer "Dame" zu schlafen, die sich noch an die Zeiten erinnert, in denen es keinen elektrischen Strom gab. Da bin ich wahrlich Besseres gewohnt. Doch werde ich mir die Gelüste Ihrer Gattin sicherlich zunutze machen können. Morgen wird Sie mit mir meine Sammlung frivoler Postkartenmotive begutachten und danach wird sie mir mein Lieblingsessen auftischen. Ach, sie muß ja schrecklich vernachlässigt werden von Ihnen.

Gassmann, ich bin Ihnen ja dankbar, wenn auch nicht grenzenlos. Aber so können wir unmöglich 10, 15 Jahre durchhalten. Ich erstelle daher in Kürze einen Reformplan, der dringend umgesetzt werden muß. Weigern Sie sich, so werden Sie mich nicht sehr lange als Gast haben dürfen. Ich stehe bereits jetzt in Verhandlung mit meinem Vetter Baldrian, der ein kleines Schlößchen sein eigen nennen darf. Ach ja, lieber Vetter, bevor ich es vergessen: Ich bitte Sie abschließend dringend, mich zwischen Ihnen und Ihrer Gattin schlafen zu lassen, bis das neue Bett eingetroffen ist.

Fügen Sie sich nur, dann werden wir eine liebreizende Familie abgeben. Noch stehe ich vor dem Höllentor, ich werde die Hölle aber nicht betreten. Ich gebe Ihnen alle Chancen, Ihre Frechheiten zu bereinigen. Lassen Sie diese Chancen nicht verstreichen.

6 Kommentare:

Albus Gassmann hat gesagt…

Zum Donnerwetter Hoimar,
schon Gestern hätte ich die Gelegenheit nutzen und Sie in den nächsten Zug setzen sollen, Potzblitz. Da diese Möglichkeit jedoch nutzlos verstrich, werde ich mich Wohl oder Übel an das Versprechen, das ich unser beiden Urgroßvater Hieronymus Gassmann am Sterbebett geben mußte, dem adligen Zweig der Familie beizustehen, einhalten.

Jetzt, wo ich es näher betrachten, kann ich dem auch eine winzige kleine Winzigkeit an Gutem Abgewinnen, sapperlot. Sie werden sich schnellstens an die Gepflogenheiten im Hause Gassmann anpassen müssen, sonst werde ich Ihnen meine unangenehme Seite zeigen müssen.

Daß Sie zu Vetter Baldrian abwandern wollen, stört mich indes wenig. Dieser Hallodri ist, wie übrigens jeder "von" aus der Familie, bis über den Haarschopf verschuldet und freut sich nur, wenn er einen Gast ausnehmen kann. Nur zu!

Das Vollmondzimmer im Keller muß reichen und wagen Sie es nicht, zu uns nach oben zu kommen, sonst werden Sie mich mal richtig kennen lernen, Potzdonner!

Anonym hat gesagt…

Werter Herr Hoimar von Gassmann,
ein Lob für Ihre Courage diesem Feld-Wald und Wiesenpfimpf zu demaskieren. Wen wundert es da noch, daß sich jener Albus mit Gezeter und Geschreie wehrt. Bellen doch getroffene Hunde am lautesten. Haben Sie gar schon seinen neuen Kasernenhof begutachtet? Ein Trauerspiel sondersgleichen. Ein alter Ziegenhirt sitzt verlassen im Badehause und begutachtet wie er faltiger wird als er vormals war. Ein Möchlein (wohl zu unterscheiden von einem Menschlein) dessen dümmlichkeit nicht nur aus seinen Worten sondern ebenfalls aus seinem Gesichte spricht. Obendrein eine alte Vettel, welche wohl wegen ihrer Mahlzeiten am verscheiden der Dinosaurier nicht unbeteiligt war. Und der Gassmann als König der Narren, schreitet mit stolz geschwellter Brust einsam auf seinem Kasernenhof einher und befehligt imaginäre Heerscharen. Man könnte sich vor lachen biegen, wenn es nicht gar so traurig wäre.

Ihr
Konrad Wunnebald

Albus Gassmann hat gesagt…

Potzblitz und Gewehrschuß!!!

Wonnebold, Sie hirndezimierte Abfallschale!
Wie immer strotzen Sie nur so vor Dummheit und Halbwissen, sapperlot. Ihre Sichtweise ist infam und unhaltbar, lassen Sie sich das gesagt sein, Sie Schmierlapp. Nur weil Sie es nie aus Ihrer kleinen Schreibstube im Hinterzimmer einer maroden, mittelständigen Klitsche hinaus geschafft haben, dürfen Sie nicht Ihre niedrige Messlatte an aufstrebende Herrschaften ansetzen. Zivielversager, wie Sie einer sind, sollten zwangsrekrutiert und als Kanonenfutter auf dem Truppenübungsplatz verpulvert werden. So hätte Ihr mickriges Dasein zumindest noch einen kleinen Sinn gehabt, Potzdonner!

Anonym hat gesagt…

Aber Herr Gassmann,
so mäßigen Sie sich doch. Jener Lumpenbold lechtzt doch lediglich nach Ihrer Aufmerksamkeit. Grimm ist bei solcherlei Subjekten nicht angebracht. Solle er doch in seiner Armenstube zetern. Daß treue Gewissen eines anständigen Christenlebens wird ihm wohl ewiglich versagt bleiben. Spott und Schande kann er vorweisen, wenn er dereinst auf sein Leben zurückblicken wird. Bemitleiden Sie ihn, beten Sie für seine arme gemarterte Seele, aber Zorn auf ihn verschwenden...?

Beruhigend
Ihr
Bruder Aloisius

Anonym hat gesagt…

Herr Gassmann, ich wende mich an Sie. Ihre Gattin verwies mich gestern Abend, gegen 23:30 Uhr aus Ihrem Eingangsbereich. Ich wollte Ihren Herrn Vetter besuchen, der mir schrieb, in Ihrem Hause eine vorzügliche Pension gefunden zu haben.

Mein Name ist Emma Riemensteck und ich kenne Ihren Herrn Vetter aus dem weltweiten Netz. Dort entdeckte er meine gewerbliche Telephone-Nummer und rief mich an. Dazu sollten Sie wissen, dass mich viele Herren anrufen, die da stöhnend von ihren Nöten erzählen. Ich bin gewissermaßen Seelsorgerin.

Und da wollte ich also nun Ihren Vetter besuchen und Ihr Eheluder hat mich unfreundlichst abgewimmelt. Sie nannte mich "Flittchen" und deutete auf meinen Minirock und zudem sollte ich mir ein Höschen darunter leisten. Sie haben es nicht leicht, Herr Gassmann, oder?

Würden Sie Ihrem Vetter denn ausrichten, dass ich ihn in meinem Studio erwarte und fragen Sie ihn, ob er seine Schulden tilgen kann. Oder können Sie sie tilgen?

Ich grüße Sie,
Emma

PS: Albus, rufen Sie doch mal an und ich nehme Ihnen für einige Zeit den ehelichen Druck ab.

Albus Gassmann hat gesagt…

ZUM DONNERWETTER! POTZBLITZ UND HAGELKORN!

HINFORT MIT IHNEN!!! HINFORT!!!

LASSEN SIE SICH HIER NIMMER BLICKEN!!! SIE LUDRETTE KOKETTE!!!