Herrschaften,
es ist mir ein Anliegen, in meiner Nachbarschaft für Recht und Ordnung zu sorgen, damit zumindest mein Umfeld in redlichem Licht erstrahle. Zu diesem Zwecke habe ich schon vor Zeiten mit der Nachbarschaftswache (zu neudeutsch „Näiborwotsch“) begonnen, um über die Mitbewohner meiner schönen Straße zu wachen. Und nicht ohne Stolz kann ich verzeichnen, daß Bettler, Hausierer und jugendliche Rumtreiber unsere Gegend seit langem meiden.
So saß ich auch dieser Tage wieder mit Feldstecher, Fotoapparat und Luftgewehr bewaffnet früh abends am Dachfenster, als ich gewahr wurde, wie die Müllkriminalität in unserer Straße Einzug hielt, sapperlot. Schräg gegenüber, in der Nummer fünf, wo vergangenes Jahr erst dieses junge Pärchen einzog, die glaube ich bestimmt noch nicht einmal verheiratet sind – sie müssen sich vorstellen, daß dort ständig das Haus mit jungen Leuten voll ist und Musik und Gelächter zu hören sind, nicht auszudenken, was die dort alles treiben, und das fast vor meiner Haustüre und letztens kam sogar ein weiteres Pärchen zu Besuch und man konnte gar nichts mehr hören, noch nicht einmal mehr Licht war in den Fenstern zu sehen, Sodom und Gomorrah, sage ich! – oh, Verzeihung, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, also, der Junge Mann von Nummer fünf brachte gerade den Müll zur Tonne und ich mußte doch rein zufällig bemerken, wie unten am Boden der Mülltüte ein Marmeladenglas hervorlukte. Potzblitz, das weiß doch jedes Kind, daß Glas nicht in den Hausmüll gehört. Sofort machte ich mir einen Vermerk im Wachbuch, dem musste natürlich nachgegangen werden.
Im Schutze der dunklen Nacht machte ich mich dann, vorsorglich in schwarze Kleidung gewandet, auf den Weg zur Nachbarschaftsstreife und nahm mir natürlich zuallererst die Tonne dieser Hallodris zu Gemüte. Nicht nur das Marmeladenglas kam dabei zu Tage, nein, es waren auch noch eine leere Weichspülerflasche und eine eigentlich noch recht gut erhaltene Teetasse, der lediglich ein winzig kleines Eckchen am Rand fehlte, darin. Zur Gemahnung dieses Gesindels und natürlich auch um unseren Hausmüll sauber zu halten, legte ich die Sachen gut sichtbar für alle vor die Haustüre dieses feinen Pärchens.
Da ich nun schon einmal dabei war, überprüfte ich gleich die Tonnen der weiteren Nachbarschaft, denn, wenn nötig, muß man diese Herrschaften auch gelegentlich vor sich selbst beschützen. Gott im Himmel, was ich alles aus den Tonnen fischen musste. Praktisch in jedem Haus musste ich Dinge wie Milchflaschen, Plastikverpackungen, Zeitungen, private Post und sogar Batterien vor die Haustüren stellen.
Oft war es auch äußerst interessant und aufschlußreich, was dieser Nachbarschaftspöbel so alles wegwirft. So waren bei den Grieselbachs in Nummer 17 gleich zwei amtsgerichtliche Mahnungen wegen Zahlungsverzuges im Müll. So kommt also heraus, wie sich diese neureichen Personen Ihre neue, viel gepriesene Einrichtung aus Mahagoniholz leisten konnten. Pah, Blendervolk! Gut sichtbar drapierte ich die beiden Schreiben am Gartenzaun dieser Snobs.
Daß ich bei dem Junggesellen, Herrn Zubrot aus der Nummer 22, zerfledderte Promoheftchen fand, wunderte mich indes nicht einen Augenblick lang. Schon lange vermutete ich, daß er nur ein kleiner Perversling sein könne. Das Beweismaterial requirierte ich vorsorglich, damit keine unbedarften Augen Anstoß daran nehmen konnten und warf dem Sittenstrolchen eine anonyme Nachricht in den Briefkasten, daß Anzeige gegen ihn erstattet wurde.
Als ich mit meiner nachbarschaftlichen Erhebung fertig war, im Osten war schon der erste Lichtschimmer am Horizont zu erkennen, konnte ich mich auf dem Weg nach Hause an meinem nächtlichen Werk erbauen. Überall war Müll vor den Haustüren gut sichtbar für jedermann aufgeschichtet. Nur an meinem Haus, das wieder einmal als strahlendes Beispiel gelten durfte, war alles in sauberstem Zustand. Sollten sich diese Herrschaften ruhig den Kopf darüber zerbrechen, wer ihnen da den Spiegel vors Gesicht hielt, mir konnte man indes nichts vorwerfen, da ich immer gewissenhaft meinen Müll zu trennen pflege.
Vorsorglich, damit meine erzieherische Maßnahme auch fruchten sollte, zeigte ich alle Müllsünder noch unter Hinzugabe von Beweisfotos bei der Gemeindeverwaltung an. Wie jeder weiß, haben saftige Busgelder läuternde Wirkung. Mit dem äußerst guten Gefühl, daß ich meiner Nachbarschaft wieder einmal zu mehr Redlichkeit verholfen habe, legte ich mich dann zur Ruhe, um den Schlaf des Gerechten zu führen. Nachts ist dies ja kaum mehr möglich, wegen des unsäglichen Lärms von den jungen Leuten aus der Nummer fünf, zum Donnerwetter.
Trennen Sie Ihren Müll, Herrschaften! Redlichkeit beginnt schon vor Ihrer Haustüre.
Stets redlichst
Ihr
Albus Gassmann
es ist mir ein Anliegen, in meiner Nachbarschaft für Recht und Ordnung zu sorgen, damit zumindest mein Umfeld in redlichem Licht erstrahle. Zu diesem Zwecke habe ich schon vor Zeiten mit der Nachbarschaftswache (zu neudeutsch „Näiborwotsch“) begonnen, um über die Mitbewohner meiner schönen Straße zu wachen. Und nicht ohne Stolz kann ich verzeichnen, daß Bettler, Hausierer und jugendliche Rumtreiber unsere Gegend seit langem meiden.
So saß ich auch dieser Tage wieder mit Feldstecher, Fotoapparat und Luftgewehr bewaffnet früh abends am Dachfenster, als ich gewahr wurde, wie die Müllkriminalität in unserer Straße Einzug hielt, sapperlot. Schräg gegenüber, in der Nummer fünf, wo vergangenes Jahr erst dieses junge Pärchen einzog, die glaube ich bestimmt noch nicht einmal verheiratet sind – sie müssen sich vorstellen, daß dort ständig das Haus mit jungen Leuten voll ist und Musik und Gelächter zu hören sind, nicht auszudenken, was die dort alles treiben, und das fast vor meiner Haustüre und letztens kam sogar ein weiteres Pärchen zu Besuch und man konnte gar nichts mehr hören, noch nicht einmal mehr Licht war in den Fenstern zu sehen, Sodom und Gomorrah, sage ich! – oh, Verzeihung, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, also, der Junge Mann von Nummer fünf brachte gerade den Müll zur Tonne und ich mußte doch rein zufällig bemerken, wie unten am Boden der Mülltüte ein Marmeladenglas hervorlukte. Potzblitz, das weiß doch jedes Kind, daß Glas nicht in den Hausmüll gehört. Sofort machte ich mir einen Vermerk im Wachbuch, dem musste natürlich nachgegangen werden.
Im Schutze der dunklen Nacht machte ich mich dann, vorsorglich in schwarze Kleidung gewandet, auf den Weg zur Nachbarschaftsstreife und nahm mir natürlich zuallererst die Tonne dieser Hallodris zu Gemüte. Nicht nur das Marmeladenglas kam dabei zu Tage, nein, es waren auch noch eine leere Weichspülerflasche und eine eigentlich noch recht gut erhaltene Teetasse, der lediglich ein winzig kleines Eckchen am Rand fehlte, darin. Zur Gemahnung dieses Gesindels und natürlich auch um unseren Hausmüll sauber zu halten, legte ich die Sachen gut sichtbar für alle vor die Haustüre dieses feinen Pärchens.
Da ich nun schon einmal dabei war, überprüfte ich gleich die Tonnen der weiteren Nachbarschaft, denn, wenn nötig, muß man diese Herrschaften auch gelegentlich vor sich selbst beschützen. Gott im Himmel, was ich alles aus den Tonnen fischen musste. Praktisch in jedem Haus musste ich Dinge wie Milchflaschen, Plastikverpackungen, Zeitungen, private Post und sogar Batterien vor die Haustüren stellen.
Oft war es auch äußerst interessant und aufschlußreich, was dieser Nachbarschaftspöbel so alles wegwirft. So waren bei den Grieselbachs in Nummer 17 gleich zwei amtsgerichtliche Mahnungen wegen Zahlungsverzuges im Müll. So kommt also heraus, wie sich diese neureichen Personen Ihre neue, viel gepriesene Einrichtung aus Mahagoniholz leisten konnten. Pah, Blendervolk! Gut sichtbar drapierte ich die beiden Schreiben am Gartenzaun dieser Snobs.
Daß ich bei dem Junggesellen, Herrn Zubrot aus der Nummer 22, zerfledderte Promoheftchen fand, wunderte mich indes nicht einen Augenblick lang. Schon lange vermutete ich, daß er nur ein kleiner Perversling sein könne. Das Beweismaterial requirierte ich vorsorglich, damit keine unbedarften Augen Anstoß daran nehmen konnten und warf dem Sittenstrolchen eine anonyme Nachricht in den Briefkasten, daß Anzeige gegen ihn erstattet wurde.
Als ich mit meiner nachbarschaftlichen Erhebung fertig war, im Osten war schon der erste Lichtschimmer am Horizont zu erkennen, konnte ich mich auf dem Weg nach Hause an meinem nächtlichen Werk erbauen. Überall war Müll vor den Haustüren gut sichtbar für jedermann aufgeschichtet. Nur an meinem Haus, das wieder einmal als strahlendes Beispiel gelten durfte, war alles in sauberstem Zustand. Sollten sich diese Herrschaften ruhig den Kopf darüber zerbrechen, wer ihnen da den Spiegel vors Gesicht hielt, mir konnte man indes nichts vorwerfen, da ich immer gewissenhaft meinen Müll zu trennen pflege.
Vorsorglich, damit meine erzieherische Maßnahme auch fruchten sollte, zeigte ich alle Müllsünder noch unter Hinzugabe von Beweisfotos bei der Gemeindeverwaltung an. Wie jeder weiß, haben saftige Busgelder läuternde Wirkung. Mit dem äußerst guten Gefühl, daß ich meiner Nachbarschaft wieder einmal zu mehr Redlichkeit verholfen habe, legte ich mich dann zur Ruhe, um den Schlaf des Gerechten zu führen. Nachts ist dies ja kaum mehr möglich, wegen des unsäglichen Lärms von den jungen Leuten aus der Nummer fünf, zum Donnerwetter.
Trennen Sie Ihren Müll, Herrschaften! Redlichkeit beginnt schon vor Ihrer Haustüre.
Stets redlichst
Ihr
Albus Gassmann
10 Kommentare:
Gäbä Se mär mein Heftschen zurück. Isch glaub, Se ham an Vogel, heiligs Blechle. Anzeig wegä Pornoheftschä. Ja sin Se no ganz gebacke? Hab dä Nachbarschaft scho informiert. Heut Nacht wird zurückgeschlagä. Mir zieha Ihne aus de Bett raus und gäba Ihne mit dä Prügel eins auf de Back. Un a Anzeig kriegä Se a noch.
Haha, Zubrot,
Sie kleines rosa Schweinchen. Ich freue mich jetzt schon auf den Spaß, wenn Sie versuchen mein Haus zu erstürmen. Nur zu, hehe.
Was Ihre lächerliche Anzeige betrifft, mache ich mir weniger Sorgen. Ich bin indes äußerst gespannt, wie der hiesige Judikative auf meine Informationen bezüglich Ihrer Machenschaften in Ihrer Garage reagiert ...
Ich bin seit 4 Monaten glücklich mit meiner Freundin zusammen. In letzter Zeit aber, berührt sie mich immer Nachts an meinem besten Stück im Schlaf und weckt mich damit.
Werter Herr Namensag,
auch ich kann nicht vernünftig schlafen, wenn mein Eheweib des Nachts an meiner Modelleisenbahn herumfingert. Ein beherztes Machtwort sollte Ihnen jedoch diesbezüglich Abhilfe verschaffen. Ich für meinen Teil nächtige seither völlig ungestört auf dem Sofa in der Stube.
Jawoll, man sollte sein Weib im Griff haben, sapperlot.
Mit beherztem Gruße
Ihr
Albus Gassmann
Sakrament, man hat doch Frauen nie im Griff, Gassmann! Sie etwa? Sakra, verwahrlost sehen Sie aus, seitdem ich den Löffel abgegeben habe. Und Sie führen sich vielleicht auf. Sowas gab es nicht, als ich Sie noch züchtigte, Sie Lump. Sakra... ich muß aufhören. Leider ist R. im Anmarsch, Sak....
Dummfug!
Ich hab Sie gerade gar nicht gelesen, da Sie gar nicht mehr da sind. Sie existieren nicht mehr, zum Donnerwetter, merken Sie sich das endlich. Selbst eingebrockt haben Sie sich das, jawoll. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe, Sie Rindvieh!
Mahnung.
Sehr geehrter Herr Gassmann, Albus,
wir wurden darüber in Kenntnis gesetzt, daß Sie benutztes Verhütungsmaterial auf dem Kompost werfen. Wir weisen Sie daraufhin, daß laut Kompostsatzung (KoS), Paragraph 14b, Absatz 2-4 keine Verhütungsmaterialen aus Latex dort angesetzt werden dürfen.
Wir bitten Sie dazu Stellung zu nehmen und umgehend - innerhalb 30 Kalendertage - ein Strafgeld von 200 Euro zuzüglich 49,61 Euro Verwaltungsaufwand an die Stadtkasse zu überweisen. Den Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent überweisen Sie bitte direkt ans Finanzamt.
Wir weisen Sie ausdrücklich darauf hin, daß Sie bei Zuwiderhandlung mit ernsten, juristischen Schritten zu rechnen haben. Sollten Sie in einer finanziellen Notlage stecken, akzeptieren wir selbstverständlich Ratenzahlung. Wenden Sie sich dazu an das Inkasso-Unternehmen Juri Grejgorewitsch & Partner Sergej und Vladimir.
Gegen diesen Bescheid besteht die Möglichkeit des Widerspruchs, der innerhalb eines Monats eingehen muß.
Mit freundlichen Grüßen,
die Stadtverwaltung
- Wir sorgen uns um unsere Bürger. -
Blitzdonnerwetter aber auch!
Unwerter Herr Amtsschimmel und Sozenanhänger,
nur, weil ich meine Wurstpellen auf den Biomüll werfe, müssen Sie nicht gleich Ihre Amtsmacht mißbrauchen und mir vor die Füße pullern. ehmen Sie Ihren Wisch und schieben Sie ihn sich dortens hin, wo auch des Tags kein Licht zu scheinen vermag, sapperlot.
Als Mitglied des Schattenkabaretts seiner kaiserlichen Majestät nach deren Wiedereinsetzung genieße ich zudem wohl den Status der Unantastbarkeit und empfehle Ihnen dringends, diesen Vorfall zu vergessen.
Und jetzt gehen Sie wieder Suppendosen einsammeln und lassen Sie mich in Frieden, Potztausend.
Grußlos
Ihr
Albus Gassmann
Aufhebungsbescheid.
Sehr geehrter Herr Gassmann, Albus,
nach Rücksprache mit unserer Rechtsabteilung können wir Ihren Widerspruch vom 22. November diesen Jahres zustimmen.
Begründung: Mitglieder des kaiserlichen Schattenkabinetts steht Immunität zu. Sie dürfen nicht vom bürokratischen Sozenanhängern zu Geldstrafen verurteilt werden.
Wir bitten diesen Irrtum seitens der Stadtverwaltung zu entschuldigen und bieten Ihnen an, aus der Stadtkasse einen Kompostpfleger zu bezahlen, der Ihnen wöchentlich zur Hand geht.
Gegen diesen Bescheid besteht die Möglichkeit des Widerspruchs, der innerhalb eines Monats eingehen muß.
Mit freundlichen Grüßen,
die Stadtverwaltung
- Wir sorgen uns um unsere Bürger. -
Wann schreibens denn mal wieder, Herr Grasmann? Sie sind ja so süß wenn Sie schreiben.
Kussili,
deine Mausi
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