Donnerstag, 24. Januar 2008

Brief an Herrn Albus Gassmann

Werter Herr Gassmann,

Sie kennen mich, auch wenn es nun schon sehr lange her ist, daß wir beide die Ehre hatten. Meine Name ist Hoimar von Gassmann, Sie sind mir ein Vetter väterlicherseits. Vielleicht erinnern Sie sich noch, wie Sie als Kind mit Ihren Eltern zu Besuch kamen. Da fuhr das ärmliche Gespann vor, vor dem eine Schindmähre gespannt war, die seinerzeit schon Wallenstein gestreichelt haben muß. Was für ein Anblick, wenn die Armut zu Gast im Hause wohlhabender Leute ist. Bevor ich es vergesse: Ich werde beim "Sie" bleiben, denn immerhin haben wir uns seit unserer Kindheit nicht mehr gesehen. Außerdem haben wir uns unser Adelsprädikat bewahrt, was eine gewisse Distanz begründen soll. Ich will es aber Ihnen nicht ankreiden, daß Ihr Herr Papa seinen "von" verkaufen mußte, um seine Suffschulden zu begleichen.

Warum schreibe ich Sie also an, werter Herr Gassmann? - Nun, lassen Sie mich kurz erzählen: Aus Umständen, die ich nicht gewillt bin darzulegen, brannte mir kürzlich mein stattliches Haus ab. (Heizen Sie niemals Wollsocken im Herd auf!) Als es so lichterloh brannte, rettete ich noch einige Kisten kostbarster Bücher und die 8.000 Stücke meiner Sammlung frivoler Postkartenmotive vor den Flammen. Meine Frau verbrannte leider. Gut, Sie war es gewohnt, wurde sie doch bereits vor Jahren feuerbestattet. Schade um die schmückende Urne! Da stand ich nun mit einigen Kisten, nur mit einer Feinrippunterhose gekleidet und wußte nicht wohin mit mir. Einige Nächte schlief ich bei verschiedenen Verwandten, die Sie womöglich auch kennen. Tante Krimhild von Gassmann, Adalbert Marquise de Gassman und ein unterbelichteter Vetter, den ich nie zuvor gesehen habe, durften sich meiner Anwesenheit erfreuen. Aber dies war alles nichts für mich, denn diese Herrschaften wohnten in Wohnungen. Stellen Sie sich das vor! In Wohnungen! Da suchte ich unser geliebtes Familienoberhaupt Bullhelm-Dietrich Freiherr von Gassmann auf, der mich an Sie verwies. Er wisse, daß Sie einen großen Salon haben, den man leicht zu einem schicken Arbeitszimmer umfunktionieren könnte, wenn man nur wollte. Lieber Herr Gassmann, Sie haben also die Ehre, mich aufnehmen zu dürfen. Und ich komme gerne in Ihr trautes Heim.

Ich werde sehr ehrlich zu Ihnen sein, Gassmann. Natürlich spekuliere ich auf die besten Zimmer des Hauses. Dies bin ich mir schuldig. Die Qual der Wahl habe ich aber nicht. Da ich nicht bei meiner verdummten Schwester wohnen möchte, ziehe ich den Aufenthalt bei Ihnen vor. Es ist nicht so, daß ich Sie hier anschreibe, weil Sie mir in so guter Erinnerung geblieben wären. Sie waren ein verzogener, meist dreckiger, deswegen stinkender, frecher und rüpelhafter Knabe. Ich habe nicht vergessen, wie wenig pfleglich Sie mit meiner Postkartensammlung (damals noch ohne frivole Motive) umgegangen sind. So gesehen schulden Sie mir sogar etwas. Sicher werde ich Ihnen dankbar sein, egal welch spärliches Zimmer Ihrer Bruchbude Sie mir anvertrauen. Zuviel Devotion haben Sie aber nicht zu erwarten, denn das Wort unseres geliebten Familienoberhauptes gilt. Sie können und dürfen sich nicht querstellen. Über die finanziellen Aspekte sollten wir bei Gelegenheit sprechen. Viel bezahlen kann ich nicht und ich will auch gar nicht, das sage ich Ihnen ganz ehrlich. Ich würde Ihnen und Ihren Angehörigen billige Geschichtsstunden geben. Sagen wir für den halben Stundensatz. Das wäre mein Angebot.

Lieber Gassmann, noch liege ich in der karibischen Sonne. Ich nutzte die Gunst der Stunde und fuhr daher in den Urlaub, mitsamt meiner verbliebenen Habe. Sobald ich zurück bin, werde ich Sie aufsuchen. Ich frühstücke grundsätzlich nicht vor 10:00 Uhr: 3 Toast, Butter, Marmelade und Honig, einen starken Kaffee mit etwas Milch und viel Zucker. Mittagessen sollte gegen 14:30 stattfinden: Mittags esse ich grundsätzlich warm und ich möchte Brot gereicht bekommen. Abendessen, je nach Laune, zwischen 20:00 und 22:00 Uhr. Bitte jeden Abend eine ausgiebige Wurst- und Käseauswahl, frisches Brot, kühles Bier und ein süßes Dessert. Sie sehen also, mit mir kann man es aushalten. Ach, bevor ich es vergesse: Ich würde gerne in meinem Zimmer speisen, weil ich den Anblick fremder Menschen beim Essen nicht ertragen kann.

Nun sorge ich mich nicht weiter. Sie werden es schon nach besten Wissen und Gewissen einrichten und mir ein schönes, neues Zuhause schenken. Dafür danke ich Ihnen und lasse Ihnen sonnige Karibikgrüße zukommen.

Gezeichnet,
Hoimar von Gassmann

PS: Grüße an die Gemahlin, die ja eine Augenweide sein soll, munkelt man in familiären Kreisen.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mein lieber Herr Gesangsverein,
nun wundert mich gar nichts mehr. Ich habe mir schon immer gedacht, daß der Herr Gassmann nicht alleine sein kann, dass es da noch mehr davon geben muss. Ein Unglück kommt selten allein ...

Anonym hat gesagt…

Werter Herr Findig,
solchergleichen überrascht Sie?
Ist es doch allgemein bekannt, daß sich Krankheiten sprichwörtlich ausbreiten wie die Pest. Erschüttert bin ich lediglich von der Schamlosigkeit des Weibsvolkes, welches es wagt sich außerhalb der menschlichen Gattung zu vergnügen. Wobei, wenn ich mir die Gassmanns so ansehe kann von Vergnügen keine Rede sein.

Ihr
Konrad Wunnebald

Anonym hat gesagt…

Eh was sindn ihr für durchgeknallde typen? ganz normal seit ihr ja wohl net.

Albus Gassmann hat gesagt…

Potzdonner!

Die Herren Feindig und Wonnebald werden sich noch zu verantworten haben! Meine Herren, der Tag der Redlichisierung des Internetzes und der realen Welt steht kurz bevor. Es wird der tag sein, an dem Subjekte Ihres Kalibers sich zu verantworten haben werden, zum Donerwetter!

Albus Gassmann hat gesagt…

Bub Checker,
für Sie wird man eine redliche Umerziehungsanstalt finden müssen. Offenbar ist Ihnen keinesfalls bewußt, welch hirnbrandiges Gewäsch Sie von sich geben, sapperlot.