Dienstag, 22. Januar 2008

Vollmond

Herrschaften,
gestern Abend habe ich mir zur Ausnahme einen freien Abend gegönnt und ließ mich gerade auf einem dritten Programm von einer äußerst anregenden Dokumentation unterhalten, als ich kurzerhand einfach auf dem Cheselon einschlief, sapperlot. Die schwere Bürde meiner aufopfernden Arbeit für die Allgemeinheit forderte hier Ihren Tribut. Zwölf Uhr Mitternacht war schon überschritten, als ich durch ein helles Licht geweckt wurde. Zunächst vermeinte ich einer 1947er BR42 Dampflok mit 1800 Pferdestärken und einer Höchstgeschwindigkeit von berauschenden 80 Km/h direkt ins Antlitz zu schauen, doch, nachdem ich mir den ärgsten Schlaf aus den Augen rieb, bemerkte ich, daß es sich nur um den Mond in seiner vollsten Pracht, hell strahlender Weise handelte.

Da sich meine alten Knochen nach ihrem gemütlichen Bettchen sehnten, begab ich mich ins eheliche Schlafgemach und strebte der wohlverdienten Nachtruhe entgegen. Zunächst erfreute ich mich einiger wohl gearteter Flatulenzen, bis mir gewahr wurde, daß mein Eheweib im Schlaf auf das Atmen verzichtete. So war ich gerade hinüber geglitten und schüttelte schon die Hand Wilhelms unseres geliebten Kaisers, als ich einen infernalischen Schrei vernahm. Sofort stürmte ich hoch zum Dachfenster und musste erkennen, daß ein Katzenvieh aus der Nachbarschaft zu einem gar schauderlichen Gesang angehoben hatte. Potzblitz, bevor noch weiteres Getier mit einstimmen konnte, schraubte ich mein neu erworbenes Nachtsichtgerät der Marke „Düsterblick GrünV05“ auf mein Hochdruck-Luftgewehr und konnte mich schon nach dem dritten gezielten Schuß erbaulicher Ruhe erfreuen.

Voller Genugtuung begab ich mich wieder zu Bett, drehte mich wohlig zur Seite und war hellwach. Donnerwetter, ich bekam nicht einmal mehr die Augen zu. Mit weit geöffneten Augen blickte ich zum Fenster hinaus auf den prächtigen, vollen Mond und wunderte mich über dessen enorme Leuchtkraft. So bediente ich mich verschiedenster Kniffe und konnte endlich beim Aufzählen preußischer und österreichischer Monarchen den gewünschen Erfolg einstellen. Zwei Uhr war schon lange an mir vorüber geschritten, als ich gerade wieder die dargebotene Hand unseres Souveräns ergreifen wollte, der plötzlich laut zu heulen anfing. Donner und Doria, ein Kaiser heult mitnichten, dachte ich so bei mir, bis ich merkte, daß dies nur Hasso, der Kettenhund des unseligen Herrn Zubrot, sein könne. Fluchend legte ich den Morgenmantel an und begab mich in die Küche, wo die vorbereiteten Schlafköder für solche Fälle in einem kleinen Extra-Kühlschrank lagerten. Es handelt sich dabei um ein selbst kreiertes Rezept, das schon bei Raubtierexpeditionen ins ferne Indien vortreffliche Wirksamkeit bewieß. Und auch dieses Mal konnte ich mich schon nach nur fünfzehn Minuten zufrieden wieder durch die Gärten der Nachbarschaft zurück schleichen, mit dem sicheren Gewissen, wieder einmal der Allgemeinheit einen Dienst erwießen zu haben.

Zurück im Gassmann’schen Heim nagte nun der kleine Appetit, was mich auf die Idee brachte, noch eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen. Also nahm ich mir den Braten vom Mittag zusammen mit einer guten Portion Bratkartoffeln mit ordentlich Zwiebeln aus dem Kühlfach und erwärmte dies in unserem neumodischen Mikrowellenherd, der auf wundersame Weise Dinge zu erhitzen vermochte, wie ich mit einigen Feldversuchen mit unterschiedlichstem Material schon in Erfahrung bringen konnte. Leider sind die Spuren dieser Versuche auf ewig auf der Innenseite des Gehäuses gebannt, was nur wieder einmal zeigt, welch Schund aus den Billiglohnländern geliefert wird, Potzdonner.

Gesättigt und zufrieden begab ich mich nun erneut in Morpheus Arme. Zumindest war dies mein Vorsatz und ich war schon kurz vor der Ordensverleihung mit dem großen Verdienstkreuz am blauen Band als mich mein Eheweib zürnend des Schlafgemachs verwieß. Angeblich wohl, weil ich mich in einer gewissen Lautstärke mit schnarchenden Geräuschen bemerkbar gemacht hätte, was aber noch zu beweisen wäre, da ich keinen Laut vernahm und selig schlief. Doch half alles Lamentieren nichts, fand ich mich doch umgehend auf dem Cheselon wieder, eingehüllt in eine wärmende Wolldecke und betrachtete mir den völligen Mond. Die Wanduhr zeigte schon kurz vor halb vier, als sich die Zwiebeln der Bratkartoffeln bemerkbar machten. Zunächst unterstützten sie nur die wärmende Wirkung der Wolldecke, doch blieb es nicht dabei und ich musste mir schnell die Tageszeitung suchen, damit ich mich eines angemessenen Stuhlgangs befleißigen konnte.

Kurz nach viervierzig erwachte ich wieder, weil mir die Oberschenkel eingeschlafen waren. Humpelnd begab ich mich erneut zu meinem verwaisten Cheselon und hoffte nun auf endlich erquicklichen Shlaf. Und tatsächlich konnte ich die Ordensverleihung gerade hinter mich bringen, als mein geliebtes Eheweib mit dem lärmenden Staubsauger durch den Salon tobte. Auch lautes Zetern und manches Donnerwetter konnten sie nicht mehr von ihrem Tun abbringen, merkte ich nun doch auch, daß draußen bereits die Sonne am bewölkten Himmel stand. Donner und Doria, auch den Vollmond konnte ich noch höhnisch am Himmel lächeln sehen.

Herrschaften, sei ich auch noch so müde, bin ich heute doch dabei, mir im Keller ein licht- und lärmsicheres Vollmondzimmer auszubauen. Solch eine Nacht wird mir diese blasse Scheibe nicht noch einmal zu bereiten wissen. Zum Donnerwetter aber auch, ich bin vorbereitet! Wenn ich nur wüßte, wie ich das Cheselon in den Keller bringen könnte ...


In diesem Sinne: Angenehme Nachtruhe!
Ihr

Albus Gassmann

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie unappettitlicher Mensch! Pfui, was sie da erzählen. Da zerfetzt es mir schier meine mongolische Presswurst!

Anonym hat gesagt…

Lieber Albus, komm mich doch besuchen, wenn du nicht schlafen kannst. Meine Mansardenwohnung steht jede Nacht offen und für ein kleines Aufgeld, darfst du dich zwei Stunden an meiner Seite einkuscheln. Und wenn du nochmal ein kleines Zubrot drauflegst, dann bin ich auch lieb zu dir, Albuschen. Du mußt dir doch die Nacht nicht um die Ohren schlagen. Komm zu mir und ich vertreibe dir schon die Zeit.

Albus Gassmann hat gesagt…

Werter Freiherr von Vogler,
was meinen Sie mit Pfui? Es ist mir rätselhaft, was Sie wohl als unappetittlich erachten. Ich muß Sie schon bitten, etwas deutlicher zu werden, wenn Sie mir etwas vorzuwerfen haben, sapperlot.

Sonstens bin ich allerdings hoch erfreut, Sie hier begrüßen zu dürfen. Wenn mir die Frage gestattet wäre, was aus Ihrer abgängigen Gattin wohl geworden ist?


Mit redlichem Gruße
Ihr

Albus Gassmann

Albus Gassmann hat gesagt…

Potzblitz!

Dame Dominanta,
was Sie hier anzudeuten wagen, treibt mir neben der Schames- noch die Zornesröte ins Gesicht, zum Donnerwetter!

Hinfort mit Ihnen, Sie schamlose Person!

Anonym hat gesagt…

Albuschen, du mußt jetzt gar nicht so ausfallend werden. Ich werde niemanden von deinen vorehelichen Besuchen erzählen. Albuschen, so einen netten Freier hatte ich seitdem nicht mehr. Komm doch vorbei, ich berechne auch nur Naturalien. Du mußt wissen, mir geht es schlecht. Seitdem die Erdanziehungskraft meine sekundären Geschlechtsmerkmale gen Boden zieht (die primären sowieso), bleibt die Kundschaft aus. Deswegen wäre ich froh, wenn ich überhaupt was verdiene. Und seien es nur Naturalien. Bitte weiche Beißsachen, da ich kaum noch Zähne im Mund habe und meine letzten Schwarzstumpen will ich nicht abbrechen. Ach Albuschen, wäre das nicht wieder schön mit uns? Du bringst mir Suppe und weiches Brot mit und dafür kuschelst du dich an die Falten meines erfahrungsreichen Körpers.

Anonym hat gesagt…

2x Milch, Butter, Käse, Salami, Sahne, 3x Nudeln, Alufolie, Klopapier, Tomaten, Zwiebeln, Äpfel, Kiwis, Müsli, 5x Tomatenmark, Zucker

Hier notiert, da Notizzettel aufgebraucht.

Albus Gassmann hat gesagt…

Zum Donnerwetter, Frau Domino,
es reicht! Nehmen Sie unverzüglich Ihr infames Gesülze und griechen Sie von dannen! Wenn Ihnen militärisches zusagt, sollten Sie es besser bei der Heilsarmee versuchen, sapperlot.

Albus Gassmann hat gesagt…

Werte Frau Elena,
das Nachrichtenbrett für Hausmütterchen befindet sich drei Seiten weiter und dann rechts. Wenn ich mir jedoch die Bermerkung erlauben dürfte, so erscheint mir Ihre Ernährung doch recht ungesund und neumodisch. Sie sollten sich auf die althergebrachten Dinge wie Kartoffeln und Steckrüben besinnen. Auch ist Fleisch, gut abgehangen, von existenzieller Wichtigkeit. Indes haben Sie ja mit den Zwiebeln schon einen Schritt in die richtige Richtung getan, vergessen Sie jedoch den Knoblauch nicht, der die Stütze Ihres Alters sein wird.

Ich wünsche noch einen schönen Tag.
Ihr

Albus Gassmann

Anonym hat gesagt…

Naja, dazu fällt mir nur naja ein.