Herrschaften,
ich befand mich gestern an der Bushaltestelle Ligusterstraße, um mich auf eine spontane Streife durch die Region zu begeben, als sich schon dort vor Ort folgendes zutrug. Ich erfreute mich am friedlichen Gurren der Stadttauben, als sich ein krächzendes, rhythmisches Wummern näherte. Und schon wurde ich auch, passend dazu, eines in den Klamotten seines größeren Bruders herannahenden, ungekämmten Halbwüchsigen gewahr. Dieser stellte sich dümmlich klotzend neben mich an die Bushaltestelle und wippte den Kopf zu seiner infernalischen Dämonenbeschwörung, die da aus seiner offenen Brusttasche heraus quoll.
Starren Blickes fixierte ich diesen Hallodri und versuchte mich zunächst auf den monotonen Sprechgesang zu konzentrieren, um die Art der Beschwörung zu entziffern, als sich der Bengel zu mir umwandte und frech meinte: „Is wass Obbaah?!“ Keine Ahnung, was der Lump damit meinte, doch fürchtete ich von einem bösen Bann belegt zu werden und handelte unmittelbar. In einer fließenden Bewegung holte ich meinen Knüppel unter dem Jackett hervor und erteilte mit der gleichen Bewegung zwei gut platzierte Kopfkracher. Beherzt griff ich im gleichen Augenblick mit der Linken zur Brusttasche des Unholden und förderte das Radaukästchen ans Tageslicht, das nun, der Dämmung des schmuddeligen Hemdes beraubt, um so lauter krächzte. Zwei gezielte Hiebe brachten jedoch die Beschwörungsformeln zum Verstummen. Diese Gelegenheit nutzte der kleine Miesling, um sich mit den Worten „Durschknallter Knagger!“ aus dem Staub zu machen. Sollte er nur, ich hatte ihn längst mental auf meiner Fahndungsliste gespeichert. Früher oder später würde ich ihn schon wieder in die Finger bekommen, diesen Rotzlöffel.
Ein Blick in meine linke Hand offenbarte die Überreste eines schnurlosen Handtelefonapparates, kurz Händie genannt, der Marke Sonnie-Erichson. Potzblitz, nicht genug, daß halbwilde Jugendliche diese Dinger hypnotisch vor sich haltend durch die Straßen irren und sich zu Rudeln zusammen scharen, um sich gegenseitig das komplette Klingelton-Repertoire ihres Mamba-Sparabonnements vorzuspielen , nein, nun können diese kleinen Teufelsdinger auch noch laut plärrende Kongomusik wiedergeben, zum Donnerwetter. Ich mutmaße ja schon länger, daß von diesen Händies posthypnotische Strahlungen ausgehen (wogegen ich durch meine Redlichkeit natürlich völlig immun bin), die diese verwahrlosten Halbstarken in ihren Bann schlagen und sie dazu verleiten, Papis sauer verdientes Geld in den Äther zu schleudern. Nun geht dies auch noch mit lautem Krächzen vonstatten.
Ich werde in Zukunft während meiner Streifen verschärft auf diese Hirn zersetzenden Radaukästchen acht geben und sie rigoros aus dem Verkehr ziehen, sapperlot. Nicht zuletzt verdanken wir den Sittlichen Verfall unserer Gesellschaft solch verdummenden Geldvernichtungsapparaten.
Herrschaften, lassen Sie die Finger von diesen Teufelsgeräten. Telefonieren kann man auch aus einer Telefonzelle heraus, sofern sie nicht von jugendlichen Randalierern zerstört wurde und erbauliche Musik läuft zuhause auf Opas Dampfradio. Und überhaupt, haben redliche Menschen keine Zeit, sich mit solch einem Schnickschnack abzugeben. Bessern Sie sich.
Immer wachsam
Ihr
Albus Gassmann
Freitag, 21. September 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
6 Kommentare:
Aber Gassmann, Sie sind ja förmlich ein Linker. Sakrament, Sie haben also erkannt, welch kapitalistischer Wahnsinn hinter diesem Hirnwindungs-Ansenk-Automaten steckt. Ihre Metaphorik offenbart indes alles: In der linken Hand hielten Sie das Teufelsding... in der linken Hand! Sakra!
Willkommen im Klub, sozialistischer Freund!
Potzdonner und Hagelschlag, Ludevicus,
daß Sie meine Ausführungen fehlinterpretieren, war ja nun wieder klar. Nur weil wir einmal annähernd einer Meinung zu sein scheinen und ich den Terminus "linke Hand" nutzte, gehöre ich noch längstens nicht in Ihr rotes Lager, zum Donnerwetter.
Doch sollten Sie indes besser zwischen den Zeilen lesen, sapperlot. In der linken Hand war es, wo es einschlug. Mit der gleichen hielte ich Sie am Schlawittchen fest, würde ich Ihrer habhaft, um Ihnen mit der Rechten Recht zukommen zu lassen.
Ich hoffe, Sie nutzen wenigstens nicht eines dieser Teufelsdinger. Etwas gutes muß es doch auch bei Ihnen zu finden geben.
GASSMANN!
Nun fällt endlich der Schleier und Sie zeigen Ihre wahrlich dämonische Fratze. Kein Wunder wenn Ihnen selbst der Ludwig nun schöne Augen macht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pfad_zur_linken_Hand
Ich werde die nötigen "Vorbereitungen" treffen. Ich befürchte Ihnen wird in Bälde etwas warm ums Herz.
Erschüttert
Ihr
Bruder Aloisius
Verdammt Aloisius,
sind Sie irre geworden?! Sollten Sie weiterhin so viel Zeit in Ihrem klösterlichen Weinkeller zubringen, werden Sie baldigst in meiner Ausnücherungszelle erwachen. Und seien Sie versichert, dortens wird es Ihnen beileibe nicht warm ums Herz werden, sapperlot.
Hat man den Dämon erst einmal am Schlawitchen, zetert und schreit er wie am Spieß...
Ihr
Bruder Aloisius
Papperlapapp,
Sie phantasieren ja.
Kommentar veröffentlichen